Digitalisierungsprojekte und -konzepte im Fokus

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Künstliche Intelligenz im Bahnbetrieb

Digitale Schiene Deutschland

Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz sind die zentralen Schlüssel für eine höhere Kapazität und eine optimale Auslastung des Schienennetzes. Das Zielbild der Digitalen Schiene Deutschland (DSD) umfasst hierbei ein vollständig digitales, hoch automatisiertes Bahnsystem – vom Gleis bis zum Zug sowie von digitalen Stellwerken über das European Train Control System (ETCS) bis hin zu Automatic Train Operation (ATO). Die Züge sollen hierbei zukünftig hoch automatisiert fahren, ihr Umfeld erkennen können und hochpräzise geografisch zu orten sein. Ebenso sollen sie nicht mehr in festen Blockabständen fahren, sondern in flexi­blen Blöcken mit optimalen Abständen zwischen den Zügen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist innovatives Denken, Gestalten und Umsetzen im gesamten Bahnsektor notwendig. Zusammen mit der Industrie, den Verbänden und der Forschung stellt die Sektorinitiative Digitale Schiene Deutschland die Weichen für das hoch automatisierte Bahnsystem der Zukunft.

Die Umsetzung der DSD hat bereits 2020 begonnen. Im Rahmen des sog. Starterpakets hat die konkrete Planung und Installation von ETCS und digitalen Stellwerken (DSTW) im Kontext des Digitalen Knotens Stuttgart (DKS), der Schnellfahrstrecke Köln — Rhein/Main und der Durch­fahr­barkeit des transeuropäischen Korridors Skandinavien — Mittel­­­meer (ScanMed) begonnen. Als erste Region Deutschlands wird Stuttgart die digitale Zugsicherungs- und Stellwerkstechnologie implementieren. Zur Unterstützung der korrespon­dierenden Fahrzeugumrüstung hat das BMDV eine Fahr­zeugförderrichtlinie für die betroffenen Fahrzeuge im DKS veröffentlicht, sodass die Fahrzeugausrüstung (Regio- und S-Bahn-Triebzüge) 2022 beginnen konnte. 2022 fanden auch bereits die ersten Inbetriebnahmen im sog. Schnellläuferprogramm (SLP) statt. So wurde auf der Ruhr-Sieg-Strecke nach nur 1,5 Jahren die Stellwerks- und Signaltechnik rund­-um erneuert. Gleichzeitig gehen die Arbeiten bei den Cluster-2-Projekten des SLP und den Vorserienprojekten voran. In die­­­sen Projekten sollen moderne digitale Stellwerke errich­­-tet werden. Dazu sollen auch umfassende Entwicklungsleistungen bei neuen Marktteilnehmern aus der Eisenbahn- und Technologiebranche erfolgen.

Zum Jahresende 2022 ist zudem erstmals auf dem Korridor Rhine-Alpine und im hochbelasteten Bestandsnetz ein erster Streckenabschnitt mit ETCS Level 2 erfolgreich in Betrieb gegan­gen. Zwischen Darmstadt Süd und Laudenbach (Bergstraße) fahren die Züge nun mit modernstem Zugbeeinflussungssystem. Ebenso wurde das sog. Trackside-Approval-Verfahren (TA-Verfahren) von der Eisenbahnagentur der Europäischen Union (ERA) bewilligt. Mit der Bewilligung wird die Übereinstimmung der Ausrüstung von ETCS Level 2 mit den Interoperabilitätsvorgaben entsprechend ­der technischen Spezifikation für die Interoperabilität der Teilsysteme Zugsteuerung, Zugsicherung und Signalgebung (TSI ZZS) bestätigt. Es handelt sich um das erste erfolgreich abgeschlossene TA-Verfahren für ein ETCS-Projekt der DB Netz AG und die erste ETCS-Level-2-Genehmigung der ERA in Europa. Schlanke Prozesse und neue Standards bilden im Wesentlichen das Fundament der Beschleunigung. Im Ergebnis werden wertvolle Erkenntnisse für den DSD-Flächenrollout gesammelt. Das gewählte Vorgehen ist hierbei ein wichtiger Baustein für die Digitalisierung des Schienennetzes im Rahmen der DSD.

Im »Digitalen Testfeld Bahn« im Erzgebirge wird weiterhin digitale Stellwerkstechnik erprobt und der Aufbau eines 5G-Testnetzes ist zu einer wichtigen Forschungsumgebung mit acht 5G-Funkmasten entlang der Strecke geworden. Nachdem gemeinsam mit den Partnern Nokia und Kontron FRMCS-Testinstallationen realisiert wurden und erste Übertragungen möglich sind, ist die Praxiserprobung verschiedener inno­vativer Technologien rund um FRMCS/5G in vollem Gange. Zusammen mit der DB Erzgebirgsbahn sowie den Partnern Ericsson und Rohde&Schwarz wurde die weltweit erste Felduntersuchung von Mehrantennen-Funktechnologien im zukünftigen FRMCS-Spektrum bei 1,9 GHz durchgeführt. Die Untersuchung lieferte relevante Erkenntnisse hinsichtlich der Konnektivität zwischen Zug und Infrastruktur und zeigte, dass innovative Antennensysteme das Potenzial von FRMCS bezüglich höherer Übertragungsraten und hoher Zuverlässigkeit ausschöpfen können. Des Weiteren werden aktuell bestehende Gebäude und deren Ausrüstung zu einer Laborzentrale ausgebaut und modernisiert.

Gegenwärtig wird die Rolloutplanung auf Basis von klar definierten Ausrüstungsprioritäten adjustiert. Ein frühzeitiger Kapazitätsgewinn soll durch das Vorziehen der Ausrüstung von geschlossenen Verkehrssystemen insbesondere in Knoten realisiert werden, Obsoleszenz und betriebliche Belange sollen berücksichtigt und die Ausrüstung von Basisinfrastruktur vorlaufend begonnen werden. Ebenso 2022 neu hinzu­gekom­­men ist die Berücksichtigung der Sanierung des Hochleistungsnetzes im Rolloutplan der DSD. Dafür ist die Digitalisierung des Schienennetzes ein entscheidender und unumgänglicher Schritt. DSD ist ein wesentlicher Hebel dafür, die Verkehrswende in Deutschland voranzubringen.

DB-Konzern als Teil von Europe’s Rail

Europe’s Rail unterstützt die europäische Initiative zu Forschung und Innovation sowie Systemintegration im Eisenbahn­sektor. Partnerschaftlich sollen Kosteneffizienz, Integration und Wettbewerbsfähigkeit des Bahnsektors gestärkt werden, um die übergreifende Vision des europäischen Bahnsystems ohne Systembrüche zu erreichen.

So wird u. a. an der Harmonisierung der Systemarchitektur wie auch an den technischen Spezifikationen für die Interope­rabilität (TSI) gearbeitet. Weitere Schwerpunktthemen sind die Digitalisierung des Güterverkehrs mit der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK), die Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik bis hin zum Automatisierten Bahnbetrieb (ATO).

Digitale Instandhaltung

Durch Digitalisierung und Automatisierung der Instand­haltung wird die Verfügbarkeit der Fahrzeuge und Anlagen erhöht.

Digitalisierung der Fahrzeugflotte

Wir haben das bisher größte Modernisierungsprogramm für unsere Fahrzeugflotte gestartet. Auf der Messe InnoTrans 2022 zeigten wir zahlreiche Innovationen und Neuheiten, wie etwa den DB Regio Ideenzug, den neuen ICE L, die Digitale Automatische Kupplung für Güterzüge oder die Cargo-Zweikraft-Lok. Die Herausforderung der Zukunft, mehr Züge auf die Schiene zu bringen und zugleich pünktlicher und zuverlässiger zu werden, lösen wir mit Digitalisierung und neuen Technologien. In unserem Versuchszug, dem advanced Train-Lab, zeigten wir, wie sich das Know-how aus 180 Jah­­­ren Eisenbahn mit neuester Forschung verbindet.