Pünktlichkeit

Entwicklung im Berichtsjahr

Pünktlichkeit / in %

2023

2022

2021

Schiene DB-Konzern in Deutschland

90,1

90,9

93,7

DB-Schienenpersonenverkehr in Deutschland

90,3

91,0

93,8

DB Fernverkehr

64,0

65,2

75,2

DB Regio

91,0

91,8

94,3

DB Cargo (Deutschland)

70,5

66,1

69,8

DB Regio (Bus) 

85,2

86,0

83,9

DB Cargo

69,7

66,3

69,5

Reisendenpünktlichkeit (DB Fernverkehr)

68,9

69,3

76,8

Für die Messung der Pünktlichkeit erfassen wir kontinuierlich für jede Zug-/Busfahrt die Ist- im Vergleich zur Soll-Ankunftszeit. Die Ankunft der planmäßigen bzw. bis zu einer definierten Maximaldauer verspäteten Züge/Busse fassen wir im Pünktlichkeitsgrad zusammen.

2023 war ein Jahr mit großen Herausforderungen für die Qualität und Pünktlichkeit im Schienenverkehr in Deutschland. Trotz großer Anstrengungen seitens der Eisenbahnver­kehrs- sowie Eisenbahninfrastrukturunternehmen hat sich die Pünktlichkeit im Schienenpersonenverkehr weiter verringert. Gründe für diese Entwicklung waren:

  • Schlechter Anlagenzustand: Die Schieneninfrastruktur (z. B. Weichen, Gleise) ist v. a. aufgrund eines Investitionsrückstaus in vielen Bereichen des Netzes veraltet und störanfällig. Dies führt zu einer Vielzahl von Infrastruk­tureinschränkungen, die wiederum Zugverspätungen verursachen. Hinzu kommt, dass das bereits Mitte 2022 gestartete Programm zur Prüfung und zum Austausch von schad­haften Betonschwellen auch 2023 zu erheblichen Einschränkungen geführt hat. Aufgrund des hohen Umfangs der Arbeiten mussten über längere Zeiträume viele Langsamfahrstellen eingerichtet werden.
  • Intensive Bautätigkeit und instabile Bauplanungsprozesse: Hohe Investitionen in das Schienennetz sind für mehr Stabilität und Zuverlässigkeit im Netz zwingend erforderlich. Daher wurde auch 2023 wieder ein sehr ho­hes Bauvolumen umgesetzt. Betroffen davon war u. a. das hochausgelastete Engpassnetz (u. a. Riedbahn, Schnellfahrstrecke Kassel — Fulda, Strecke Köln — Duisburg, Knoten Stuttgart), in dem Einschränkungen besonders hohe Negativeffekte auf die Betriebsqualität haben. Neben dem grundsätzlich hohen geplanten Bauvolumen belasteten 2023 v. a. kurzfristige Baubedarfe zusätzlich.
  • Hohe Netzauslastung: Rund 25% aller Züge durchfahren hochbelastete Streckenabschnitte, die bereits ohne Baugeschehen aufgrund der hohen Verkehrsmenge sehr stark ausgelastet sind. Zudem sind einzelne Verkehrsknoten, die einen großen Einfluss auf das Gesamtnetz haben, wie z. B. Frankfurt am Main, Köln oder Stuttgart, aufgrund ei­ner anhaltenden Verkehrsverdichtung v. a. im Nahverkehr hoch ausgelastet. Bereits kleine Störungen im betrieblichen Ablauf können hier zu großen Beeinträchtigungen der Betriebsqualität im Gesamtnetz führen.
  • Fehlende Robustheit im System: Die aktuellen betrieblichen Herausforderungen in allen Produktionsprozessen führen zu vermehrtem dispositivem Zugverkehr. Wirken weitere Störeinflüsse auf den Betrieb, führt die fehlende Resilienz auch zu stärkeren und längeren Auswirkungen auf die Betriebsqualität.
  • Angespannte Personalsituation: Zudem führten 2023 zum Teil Personalbedarfsunterdeckungen bei betriebskritischen Schlüsselfunktionen in Verbindung mit Baustel­len und mehrfachen Streiks zu einer hohen dispositiven Last in den Leitstellen/-zentralen, was wiederum negativ auf die Betriebsqualität wirkte.

Wesentliche Verbesserungsmaßnahmen

Der DB-Konzern hat 2023 eine Vielzahl an Maßnahmen initiiert und umgesetzt, um die Betriebsqualität zu verbessern bzw. zu stabilisieren. Diese Maßnahmen wirken häufig erst mittel- bis langfristig. Hinzu kommt, dass die Wirkung bereits implementierter Maßnahmen durch die negativen Struktureffekte teils überkompensiert wird.

Stabilisierung des Bahnbetriebs und besseres Bauen mit SB²

Wir haben 2023 die Initiative SB² gestartet mit dem Anspruch, den Betrieb im Schienenverkehr wieder zu stabilisieren. Um wieder leistungsfähiger und pünktlicher zu werden, müssen wir in den nächsten Jahren auf einem noch höheren Niveau als bisher modernisieren und bauen. Allerdings sind dafür grundsätzliche Prozessänderungen und -verbesserungen erforderlich.

Der Hauptansatz ist hierbei die Implementierung einer neuen Logik für verbindliche und vorausgreifend getaktete Bauzeiten für Instandhaltung und Investitionen: der sog. Con­­tainer-Ansatz. Dessen Hauptbestandteil ist die Konfektionierung von standardisierten Bauzeiten für Instandhaltung (IH-Container) und investives Bauen (Invest-Container), wo­­durch die Bauzeiten besser plan- und nutzbar sind. Durch die langfristige Einplanung der Bauzeiten im Fahrplan können EVU weit im Voraus zu Abweichungen informiert werden und diese auch an ihre Kund:innen kommunizieren.

Wir wollen durch koordinierte Investitionen den Anlagenzustand verbessern und diesen dann durch definierte Instandhaltungsintervalle mittels IH-Containern aufrechterhalten. Die entwickelten Containertypen gewährleisten eine stabile Verfügbarkeit der Infrastruktur mit anschließenden mehrjäh­rigen baufreien Zeiträumen.

Eine kontinuierlich getaktete Instandhaltung beugt Störungen vor, da wir den Zustand unserer Anlagen besser im Blick haben. Investive Tätigkeiten sind frühzeitig und mit den erforderlichen Kapazitäten – auch für unsere Partner in der Bauwirtschaft – planbar. Der Start der Container-Logik für die Instandhaltung ist für das zweite Halbjahr 2024 vorgesehen. Die Einführung der Invest-Container soll hochlaufend bis zum Fahrplanjahr 2027 erfolgen, da aufgrund der Anmeldefristen für größere Bauvorhaben längere Vorlaufzeiten erforderlich sind. 2023 wurden die hierfür erforderlichen Maßnahmen definiert und eine funktionale, ressortübergreifende Programmstruktur geschaffen.

Starkes Qualitätsmanagement

Trotz massiver Anstrengungen und Investitionsprogramme erreichte die Qualität unserer Produkte 2023 einen Tiefststand. Dies spiegelt sich nicht nur in der Unzufriedenheit von Reisenden und der hohen Belastung unserer Mitarbeiten­­den wider, sondern gefährdet auch die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie.

Im Projekt »Starkes Qualitätsmanagement für die DB« fokussieren wir uns auf priorisierte Kernprozesse und verbes­sern diese systematisch. Wir arbeiten im Schulterschluss mit den Prozessverantwortlichen vor Ort, decken Schwachstel­­len auf und legen wirksame Entscheidungs- und Eskalationspunkte fest. Gemeinsam mit den Geschäftsfeldern und Serviceeinheiten des DB-Konzerns wurden die Top-Prozesse ausgewählt, durch deren strukturelle Veränderung wir be­­reits kurz- und mittelfristig positive Effekte erzielen können und im Ergebnis zur nachhaltigen Steigerung der Qualität aus Sicht unserer Kund:innen beitragen.

Durch die Etablierung zusätzlicher Qualitätssicherungsinstrumente und -standards stellen wir Transparenz und Messbar­keit her. Im Prozess der Weichenerneuerung konnten wir so bspw. die Ursachen für Kapazitätsengpässe bei der Erstellung von Konstruktionsdokumenten identifizieren und gegensteuern. In Zukunft wird Mehrarbeit reduziert, indem bereits vorhandene Weichenskizzen bei baugleichen Weichen im Falle von 1:1-Tauschen wiederverwendet werden.

Frühzeitiges Steuern im Prozess der Fahrzeuginstandhaltung gewährleistet die Material- und Personalverfügbarkeit in der Planung und Durchführung von (Erst-) Revisionen. Konkret wird so insbesondere kurzfristigen Zugausfällen entgegengewirkt.

Zur Steigerung unserer Prozessqualität schaffen wir die Grundlage für durchgehende digitale Workflows und übergreifende Standards.

Betriebsstabilisierung bei DB Fernverkehr durch verbesserte Personalprozesse

Um den Betrieb bei DB Fernverkehr nachhaltig zu stabilisieren, haben wir u. a. die folgenden Personalprozesse optimiert:

  • Erhöhung Bereitschaften: An stark belasteten Eisenbahnknoten und verspätungsanfälligen Einsatzorten werden zusätzliche Bereitschaften der Zugpersonale in die Planung mit aufgenommen.
  • Linienreiner Personaleinsatz: Um Ausstrahleffekte verspäteter Mitarbeitender weiter einzudämmen, werden Zug­personale vermehrt nur auf einzelnen Korridoren und Achsen eingeplant. Für die Triebfahrzeugführer:innen erfolgt die Schichtplanung dabei gekapselt und unter Be­rück­­sichtigung eines Linienbündels aus Zugleistungen mit ähnlichen Laufwegen. Im Bereich der Zugbegleiter:­in­­­­­­­­nen erfolgt die Planung unter der Berücksichtigung des korridorreinen Fahrens.
  • Robuste Personalübergänge: Um das Risiko verspäteter Personalwechsel und damit eine Verspätungsübertragung auf andere Züge zu vermeiden, wurden die Pufferzeiten in den Schichten der Zugpersonale erweitert. Flankierend wurde für Zugbegleiter:innen und Bordgastronom:innen ein Puffer für auswärtige Nachtruhen durch Erhöhung der Mindestübernachtungslänge in die Schichtplanung aufgenommen. Ziel der Maßnahme ist es, auch im Verspä­tungsfall bis zu einer Stunde die gesetzlichen und tariflichen Ruhezeiten ohne Verspätungsübertragung auf Züge des Folgetages einhalten zu können. Seit der vollen Umsetzung der Maßnahme zur Jahresmitte 2023 konnten sowohl für die Zugbegleiter:innen und Bordgastronom:­in­nen als auch für die Triebfahrzeugführer:innen die personalbedingten Verspätungsfälle reduziert werden.