Pünktlichkeit

Kunden im Mittelpunkt unseres Handelns

Eine hohe Produktqualität ist eine der wichtigsten Vorausset­zungen zur Umsetzung unserer Strategie Starke Schiene. Zu den größten Hebeln zur Steigerung der Produktqualität zählen eine hohe Pünktlichkeit, der Einsatz moderner Fahrzeuge, eine verlässliche und umfassende Kunden- und Transportinformation, die Qualität und Zuverlässigkeit der angebo­tenen Dienstleistungen sowie angemessene Beförderungs- und Transportzeiten. Aus diesem Grund investieren wir weiter kontinuierlich in unsere Flotten und die Infrastruktur und optimieren die Zusammenarbeit mit unseren Zulieferern und Branchenpartnern. Dabei werden die Chancen der Digitalisie­rung intensiv genutzt.

Die Verbesserung der Pünktlichkeit hat einen besonders hohen Stellenwert, da sie der maßgebliche Einflussfaktor der Kundenzufriedenheit ist und somit einen positiven Beitrag zur Erfüllung unserer Kundenansprüche auch im Kontext eines steigenden Mobilitätsbedarfs leistet.

Nur wenn Züge und Busse nachhaltig mit einem hohen Pünktlichkeitsgrad verkehren, werden Reisende langfristig das Verkehrsmittel Schiene privat und berufsbedingt nutzen und somit den Erfolg der Verkehrsverlagerung garantieren. Darüber hinaus ist die Pünktlichkeit der wesentliche Stabilitätsfaktor der Produktionssysteme. V. a. im Fern- und Güterverkehr führen Unpünktlichkeiten zu gestörten Fahrzeug- und Personalumläufen, die wiederum negativ auf die Instandhaltungszuführung wirken. Dadurch werden Kapazitäten und Ressourcen gebunden, die dringend für das angestrebte Verkehrswachstum sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr benötigt werden. Aus wirtschaftlicher Sicht minimiert ein hohes Pünktlichkeitsniveau zudem das Risiko von Pönale­zahlungen im bestellten Personennahverkehr sowie Entschädigungen über Fahrgastrechte im Personenfernverkehr.

Der Stellenwert der Pünktlichkeit zeigt sich auch darin, dass sie ein bestimmender Faktor bei der Ermittlung der Höhe der variablen Vergütung der Führungskräfte ist.

Die Verbesserung der Pünktlichkeit bedarf einer kontinuierlichen internen Steuerung. Diese erfolgt auf Basis von Lost Units (Anzahl Verspätungsfälle) und ergänzender Kenn­zahlen, die u. a. die Netzkapazität und Verfügbarkeiten mitberücksichtigen. Für die Messung der Pünktlichkeit erfassen wir kontinuierlich für jede Zugfahrt/Busfahrt die Ist-Ankunftszeit im Vergleich zur Soll-Ankunftszeit. Ein Halt wird als pünktlich gewertet, wenn die planmäßige Ankunftszeit im Personenverkehr um weniger als sechs bzw. im Güterverkehr um weniger als 16 Minuten überschritten wird. Die Ankunft der planmäßigen bzw. der bis zu einer definierten Maximaldauer verspäteten Züge/Busse fassen wir im Pünktlichkeitsgrad zusammen. Die Pünktlichkeitswerte werden täglich erfasst und zusammen mit den Lost Units sowie weiteren Steuerungskennzahlen den Führungskräften und Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt. Die Ist-Entwicklung wird dabei den aus der Strategie abgeleiteten Zielen gegenübergestellt, um negative Abweichungen, aber auch positive Entwicklungen zeitnah zu identifizieren.

Entwicklung im Berichtsjahr

Pünktlichkeit / in %

2022

2021

2020

Schiene DB-Konzern in Deutschland

90,9

93,7

95,1

DB-Schienenpersonenverkehr in Deutschland

91,0

93,8

95,2

DB Fernverkehr

65,2

75,2

81,8

DB Regio

91,8

94,3

95,6

DB Cargo (Deutschland)

66,1

69,8

77,6

DB Arriva (Schiene: Vereinigtes Königreich, Dänemark,Schweden, Niederlande, Polen und Tschechien) 1)

90,2

93,5

92,3

DB Regio (Bus) 

86,0

83,9

83,4

DB Cargo

66,3

69,5

76,9

Für die Messung der Pünktlichkeit erfassen wir kontinuierlich für jede Zug-/Busfahrt die Ist-Zeit im Vergleich zur Soll-Ankunftszeit. Die Ankunft der planmäßigen bzw. bis zu einer definierten Maximaldauer verspäteten Züge/Busse fassen wir im Pünktlichkeitsgrad zusammen.
1) Ab Juli 2022 ohne die durch DB Arriva verkauften Aktivitäten in Schweden.

Die Pünktlichkeit im Schienenverkehr in Deutschland hat sich deutlich verringert. Gründe für diese Entwicklung waren:

  • Hohe Bautätigkeit: 2022 gab es eine zum Teil sehr hohe Bautätigkeit insbesondere im hochausgelasteten Engpassnetz, bei gleichzeitig angespannter Infrastruktur­kapazität und mehr Verkehren. V. a. auf der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt am Main, der am stärksten belas­teten Strecke im ICE-Netz, aber auch im Knoten Hamburg, haben umfangreiche Baumaßnahmen zu deutlichen Zusatzverspätungen geführt.
  • Externe Sonderereignisse: witterungsbedingte Ereignisse, insbesondere die direkte Abfolge mehrerer Stürme in Orkanstärke im Februar 2022, die bundesweit, v. a. aber in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen, zum Teil schwere Schäden verursacht haben, sowie eine Vielzahl von Hitzetagen zwischen Juni und August. Darüber hinaus führten gefährliche Ereignisse (u. a. Suizide, Güterzugkollision in Leiferde) und Fremdeinwirkungen (u. a. Diebstahl von Infrastrukturanlagen, Schäden durch Vandalismus und eine gezielte Attacke auf die GSM-R-Infrastruktur in der Region Nord) zu negativen Pünktlichkeitseffekten.
  • Angespannte Personalsituation: Zum Teil örtlich begrenzt u. a. corona- und grippebedingte hohe Krankenstände bei betriebskritischen Schlüsselfunktionen (u. a. Triebfahrzeugführer:innen, Fahrdienstleiter:innen, Instandhalter:innen).
  • Hohes Primärstörgeschehen: Insbesondere im Bereich der Infrastruktur (z. B. Weichen, Gleise) kam es v. a. aufgrund der Überalterung und Störanfälligkeit der Anlagen zu einem erhöhten Primärstörgeschehen. Ein Fokusthema war hierbei die bundesweite Prüfung und der Austausch schadhafter Betonschwellen infolge des Zugunglücks bei Garmisch-Partenkirchen. Aufgrund des hohen Umfangs der Arbeiten mussten über längere Zeiträume Langsamfahrstellen eingerichtet werden, die einen negativen Einfluss auf die Betriebsqualität hatten.
  • 9-Euro-Ticket: Von Juni bis August 2022 hat sich durch die temporäre Einführung des 9-Euro-Tickets die Nachfrage im Schienenpersonennahverkehr deutlich erhöht. Das führte v. a. auf touristischen Strecken und am Wochenende zu vermehrten Haltezeitüberschreitungen und Zugfolgeverspätungen.
  • Hochbelastete Schienenwege: Rund 25% aller Züge durchfahren hochbelastete Schienenwege, die bereits ohne Baugeschehen aufgrund der hohen Verkehrsmenge sehr stark ausgelastet sind.
  • Gestörte Betriebsprozesse: Das verringerte Pünktlichkeitsniveau und eine geringe Systemresilienz führen dazu, dass Personal- und Fahrzeugumläufe teilweise nicht mehr passen und folglich Instandhaltungszuführungen und Zugbereitstellungen nicht planmäßig erfolgen können.

Wesentliche Verbesserungsmaßnahmen

Der DB-Konzern hat auch 2022 eine Vielzahl an Maßnahmen umgesetzt, um die Betriebsqualität zu verbessern bzw. zu stabilisieren. Überlagert wurde deren Wirkung jedoch durch negative Struktureffekte (hohe Bautätigkeit auf hochbelasten Schienenwegen mit überalterter sowie störanfälliger Infra­­­-s­trukturanlagen). Aus diesem Grund werden Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt, die stark in die aktuellen Strukturen eingreifen und über Paradigmenwechsel zu einer nachhaltigen Qualitätssteigerung beitragen.

Ausblick - Top-Ziele Starke Schiene

Voraussichtliche Entwicklung

2022

2023

Pünktlichkeit DB Fernverkehr in %

65,2

>70

Pünktlichkeit DB Regio (Schiene) in %

91,8

>92

Pünktlichkeit DB Cargo (Deutschland) in %

66,1

>67

 

Für 2023 wird eine Verbesserung der Pünktlichkeit erwartet. Um diese zu erreichen, werden die Qualitätsmaßnahmen insbesondere im Hinblick auf strukturell nachhaltige Verbesserungen mit Schwerpunkt im Bereich der Infrastruktur weiter vorangetrieben und intensiviert. Allerdings ist die Erreichung der Pünktlichkeitsziele aufgrund des weiteren Anstiegs des Verkehrsvolumens sowie der Kapa­zitäts- und Überalterungsprobleme in der Infrastruktur eine große Herausforderung.