Digitalisierung und Innovation
Im deutschen Nahverkehrsmarkt ist die Digitalisierung ein wichtiger Faktor. Die zunehmende Nachfrage nach integrierten Mobilitätskonzepten, die wachsende Bedeutung der Reisendeninformation und Nachhaltigkeitsbestrebungen erzeugen positive Impulse für Innovation und digitale Lösungen. Gemeinsam mit der Branche, der Politik, den Fahrgästen und den Lieferanten strebt DB Regio an, als Innovationstreiber zu agieren. In diesem Kontext zielt DB Regio darauf ab, seine Rolle als Marktführer durch eine konsequente Digitalisierungsstrategie zu festigen. Vor dem Hintergrund des allgemeinen Kostendrucks sollen sowohl kundenseitige Innovationsbedarfe, etwa im Bereich der integrierten Alltagsmobilität, als auch Potenziale für die Weiterentwicklung der Kernprozesse adressiert werden, die durch Automatisierung und die Nutzung neuer Technologien in Bezug auf Leistungsfähigkeit, Geschwindigkeit und Effizienz gestärkt werden sollen. DB Regio will innovative digitale Lösungen, die schnell sichtbare, konkrete Mehrwerte schaffen und den Bedarf zur effizienten Erfüllung der Verkehrsverträge treffen.
2024 wurden folgende Fortschritte erzielt:
- Schienenersatzverkehr: Im Rahmen des Programms Neuer Ersatzverkehr wurden IT-Produkte entwickelt, die zum Erfolg des Schienenersatzverkehrs in dem Korridor Riedbahn beigetragen haben. Beispiele hierfür sind die Live-Verfolgung der Ersatzbusse, eine videobasierte Wegeleitung und die Überwachung des Ersatzverkehrs in der Leitstelle Schiene. Die entwickelten IT-Produkte bilden die Grundlage, um auch zukünftige Ersatzmaßnahmen effizient unterstützen und eine einheitliche, qualitativ hochwertige Umsetzung von Ersatzverkehren anbieten zu können. Mit dem Los »Westen« konnte DB Regio 2024 die Durchführung eines weiteren, zweijährigen Hochleistungsersatzverkehrs gewinnen, der ab 2026 startet.
- Echtzeit-Datenaustausch-Plattform: Mit der Initiative Instant Dynamic Data Integration (IDDI) will DB Regio Schritte hin zu einem datengesteuerten Unternehmen gehen. Die Bemühungen zielen darauf ab, betriebliche Daten effektiv zu nutzen und zwischen wichtigen Regio-Anwendungen zu verteilen. IDDI ist eine zentrale Event-Streaming-Plattform für den Echtzeit-Datenaustausch innerhalb von DB Regio. 2024 konnten sukzessive neue Datenquellen angebunden werden. Erste Anwendungen, etwa die Verbesserung des Sicherheitslagebildes durch automatisierte Weiterleitung von Störungsmeldungen, befinden sich in der Realisierung.
- Digitaler Fahrplan: Mit dem digitalen Fahrplan werden eine Vielzahl an Triebfahrzeugführer:innen-relevanten Informationen in ein benutzerfreundliches Arbeitsumfeld mit nur einer Anwendung überführt. Die entwickelte Lösung bündelt z. B. Informationen über vorübergehende Langsamfahrstellen, Fahrplananordnung und Fahrplanmitteilung. Dadurch wird es den Triebfahrzeugführer:innen ermöglicht, alle für ihre Zugfahrt relevanten Unterlagen in wenigen Schritten abzurufen. Die Betriebserprobung bei der Südostbayernbahn und der S-Bahn München ist gestartet.
- Verkehrsvertragsmanagement: Im Rahmen des Projekts Integrated Contract Performance (ICP) entwickelte DB Regio ein integriertes System zur Erfassung, Auswertung und Abrechnung von Verkehrsverträgen. Dieses Werkzeug ermöglicht nun der Pilotregion Nord die integrierte Analyse und (perspektivisch vollständige) Abrechnung von aktuell sieben unterschiedlichen Verkehrsverträgen.
- Gemeinsam Sicher: Im Rahmen des Projekts Gemeinsam Sicher werden die Kundenbetreuer:innen im Nahverkehr mit einer Notfall-App ausgestattet. Diese ermöglicht es, in einem kritischen Fall schnelle Hilfe entweder bei der Leitstelle zu bekommen oder bei Personen im Zug, die sich in der Gemeinsam-Sicher-App registriert haben.
- Modellprojekt SMILE24: In der Schlei-Region erprobt die NAH.SH gemeinsam mit zwei Landkreisen seit Ende März 2024 im durch Bundes- und Landesmittel geförderten Modellprojekt SMILE24 ein Angebot für integrierte Alltagsmobilität. Das Projekt gilt als deutschlandweites Vorbild für den ÖPNV im ländlichen Raum, da es Expressbus- und Tourismusbuslinien mit Bedarfsverkehren, barrierefreien Mobilitätshubs an Knotenpunkten inkl. Car- und Bikesharing verbindet und so eine Tür-zu-Tür-Reisekette bietet. Im Betrieb sind 15 neue E-Busse und 30 neue Elektro-On-Demand-Shuttle. DB Regio ist Projektpartner dieses neuen Ansatzes einer skalierbaren Modellregion für integrierte Alltagsmobilität. Damit ermöglichen wir den rund 120.000 Menschen in dieser Region und zahlreichen Tourist:innen eine verlässliche, flexible und nachhaltigere Mobilität auch im ländlichen Raum.
- Neue Auslastungsprognose: Seit Februar 2024 steht bei Buchungen und Reiseauskünften auch Kund:innen im Nahverkehr eine Auslastungsanzeige zur Verfügung. Diese Prognosen für die kommenden 21 Tage basieren auf historischen Daten und werden auf bahn.de sowie im DB Navigator angezeigt.
- ioki: Die On-Demand-Plattform von ioki verzeichnete 2024 2,5 Millionen Nutzer:innen und verdeutlicht die Nachfrage nach vernetzter, kundenorientierter Mobilität. 2024 hat ioki 33 On-Demand-Gebiete mit seiner Software ausgestattet. Dazu gehören u. a. SMILE24 (Schleswig-Holstein), die Erweiterung des kvv.MyShuttles (Karlsruhe) und HELMO/ISMO (NRW). Die 2024 erfolgte Portfolioerweiterung von ioki adressiert wichtige Marktbedürfnisse wie die Optimierung von Schulverkehren, die Angebotsqualität und die touristische Mobilität. Zudem wurde ioki Route für die Busliniennavigation weiterentwickelt.