Grüne Transformation

Anpassung an den Klimawandel

Als Betreiber kritischer Infrastruktur und als Flächenorganisation sind wir von den möglichen Auswirkungen des Klimawandels stark betroffen. Deshalb verstärken wir unsere Anstrengungen in Ab­stimmung mit dem BMDV, um u. a. die Bahntechnik auf die durch den Klimawandel zunehmenden Witterungsextre­me vorzubereiten. Wir setzen hierfür u. a. auf die wissenschaftlichen Aussagen der von uns beauftragten Studien des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), um unser Klimaresilienzmanagement strategisch und operativ weiterzuentwickeln.

Analyse von Klimaszenarien

2021 untersuchte das PIK in einer von uns beauftragten Studie die klimatischen Veränderungen in Deutschland bis 2060 und deren erwartete Auswirkungen auf die DB-Schieneninfra­struktur anhand von zwei Klimaszenarien des Weltklimarats:

  • RCP 2.6 (Einhalten des 2-°C-Ziels) und
  • RCP 8.5 (»weiter wie bisher«).

Im Ergebnis werden deutlich mehr Hitzetage und weniger harte Winter erwartet. Gleichzeitig werden Wetterextreme wie Starkregen und die Intensität von Sturmereignissen weiter zunehmen. Die Studie wies erstmals auch detaillierte Prognosen zu den klimatischen Auswirkungen in den 34 Verkehrsregionen von DB InfraGO aus.

Darüber hinaus nutzt der DB-Konzern klimatologische Daten des Basisdienstes der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS-Basisdienst) als anerkannte Datengrundlage für eigene, umfassende Expositionsanalysen in den Geschäftsfeldern. Das bisherige, zwölf Klimaindikatoren umfassende Datenset wurde 2024 signifikant erweitert. Es umfasst nun mehr als 80 Parameter mit einer hohen räumlichen Auflösung von 5 x 5 km für den Referenzeitraum (1971 bis 2000), die nahe Zukunft (2031 bis 2060) und die ferne Zukunft (2071 bis 2100). Dies erlaubt uns detaillierte Einblicke in regionale Klimawandelauswirkungen.

Analyse von Klimarisiken

Die Erkenntnisse der PIK-Studie aus 2021 bilden die Grundlage für eigene, weitergehende Klimarisikoanalysen im DB-Konzern. Bei der Untersuchung der Klimarisiken orientiert sich der DB-Konzern an der anerkannten Methodik des BMDV-Expertennetzwerks. Diese besteht aus den drei Kernelementen Expositionsanalyse, Sensitivitätsanalyse und Kritikalitätsanalyse. Eine initiale Expositionsanalyse mit zwölf Klimaindikatoren wurde bereits 2023 für die Personenbahnhöfe und Haltepunkte von DB InfraGO durchgeführt.

Konzernweit wurden 2024 alle Anstrengungen, die für eine verlässliche Bahntechnik im Zeichen der Herausforderungen des Klimawandels erforderlich sind, im Programm Klimaresiliente Bahntechnik gebündelt. Die Maßnahmenanalyse des Programms ist entlang des RCP-8.5-Szenarios ausgerichtet. Ziel ist es, auf Basis eines eigens entwickelten Vorgehensmodells erforderliche Maßnahmen zu identifizieren, um Fahrzeuge, Infrastruktur und Gebäude technisch resilient auszugestalten. Zu diesem Zweck wurde 2024 u. a. eine umfassende Klimarisikoanalyse zur Exposition, Sensitivität und Kritikalität der bahntechnischen Anlagen der am Programm Klimaresiliente Bahntechnik beteiligten Geschäftsfelder und Serviceeinheiten durchgeführt. Hierdurch konnte ein umfassendes Bild der klimawandelbedingten Risiken für die untersuchten Anlagen ermittelt werden.

Diese ganzheitliche Betrachtung bildet die Grundlage für die Entwicklung gezielter und effektiver Anpassungsmaßnahmen, um die Resilienz des Bahnsystems zu stärken.

Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen, wurden für ausgewählte Anlagengruppen Pilotprojekte initiiert. In den Detailuntersuchungen wurden bspw. historische Wetter- und Störfalldaten analysiert, um statistisch signifikante Wirkzusammenhänge zu identifizieren sowie wirksame Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln und zu erproben.

Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel

Bei DB InfraGO befasst sich die Abteilung Naturgefahrenmanagement mit Extremwetterereignissen und Klimafolgenanpassung in den Kernbereichen Sturmrisikomanagement, Hitzeprävention, Wintermanagement sowie Starkregen- und Hochwasserresilienz.

Im Rahmen der Sturmschadensprävention arbeitet DB InfraGO z. B. mit dem Projektkonsortium des Forschungsvorhabens »RailVitaliTree« zusammen, koordiniert vom Deutschen Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF). Ziel ist die Entwicklung eines Vitalitätsmonitors, der Vitalitätsveränderungen von Bäumen im Gleisumfeld mithilfe von Satellitendaten in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung darstellt. Untersuchungen an etwa zwölf Standorten in Deutschland umfassen Studien zum Wachstum von Bäumen auf Basis von Jahresringanalysen, sog. dendroökologische Studien, mikroklimatische Messungen und Drohnenbefliegungen. Es sollen die Faktoren, die die Baumvitalität im Waldbereich an den Gleisen negativ beeinflussen, besser verstanden und Maßnahmen gegen Astbrüche und Baumstürze entwickelt werden. Erste Proben wurden 2024 entnommen und zwei Wetterstationen zur Datenerhebung aufgestellt. Die Ergebnisse des Projekts werden Ende 2026 erwartet.

Zum Schutz sensibler Leit- und Sicherungstechnik hat DB Systemtechnik zusammen mit DB InfraGO 2024 knapp 100 sog. Achszählpunkte mit Temperaturloggern ausgestattet, die bis Ende 2025 Temperaturschwankungen in deren Innengehäusen messen. Es soll untersucht werden, ob eine Korrelation von Lufttemperatur und weiteren Standortfaktoren mit der Innentemperatur besteht. Im Anschluss soll nach einem Abgleich mit prognostizierten Temperaturspitzen untersucht werden, ob und welche der in 2022 und 2023 erprobten Technologien zum Schutz sensibler Leit- und Sicherungstechnik vor immer längeren und intensiveren Hitzewellen an welchen Standorten geeignet sind.

Die Anpassung an den Klimawandel rückt auch bei Neu- und Ausbauprojekten zunehmend in den Fokus. Seit Juli 2024 ist gem. den Europäischen Leitlinien für die Sicherung der Klimaverträglichkeit von künftigen Infrastrukturprojekten, die von sog. gemeinsamem europäischen Interesse sind, ein verpflichtendes Climate Proofing durchzuführen, das sowohl Klimaschutz- als auch Klimaresilienzbelange berücksichtigt. Der DB-Konzern führte bereits 2023 freiwillig ein umfassendes Climate Proofing für ausgewählte Großprojekte durch, darunter an den Strecken Karlsruhe — Basel und Hamburg — Lübeck — Puttgarden. Die Analyse umfasste 25 klimarelevante Gefahren wie Hitzewellen und Starkregen sowie deren Auswirkungen auf verschiedene Projektkomponenten wie bspw. Fahrweg und Gebäude bis 2100. Für identifizierte Risiken wurden spezifische Anpassungspläne entwickelt. Seit 2024 unterstützen qualifizierte Gutachterbüros das Climate Proofing für künftige Projekte.

DB InfraGO arbeitet an der Entwicklung klimaresilienter Bahnhofsumfelder. Ziel ist es, den Komfort und die Sicherheit der Reisenden zu erhöhen sowie die Widerstandsfähigkeit der Bahnhöfe gegenüber Extremwettereignissen zu stärken. In Kooperation mit Kommunen sollen lebenswerte und klimaangepasste öffentliche Plätze geschaffen werden. Zur Bewertung der Anfälligkeit der Bahnhöfe und Haltepunkte hinsichtlich der Folgen des Klimawandels wurden 2024 umfassende Analysen bezüglich Hitze, Starkregenereignissen sowie Wind und Kälte durchgeführt und in ersten Pilotprojekten konkrete Anpassungsmaßnahmen, wie klimaangepasste Bepflanzungen oder der Einsatz versickerungsfähiger Böden, erprobt. Dies trägt nicht nur zu Verbesserung der Klimaresilienz bei, sondern stärkt zudem die Biodiversität und wertet die Aufenthaltsqualität im Bahnhofsumfeld auf.

Wir unterstützten auch 2024 wieder die Arbeiten des BMDV-Expertennetzwerks durch Bereitstellung von Daten sowie unserer Expertise in mehreren verkehrsträger- und bundesbehördenübergreifenden Projekten.

Nachhaltigkeitsindizes

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