Managementansatz und Klimaschutzziel
Wir wollen bis 2040 klimaneutral sein. Damit liegt unser angestrebtes Zieljahr fünf Jahre vor dem der Bundesregierung für die Klimaneutralität Deutschlands. Eine Verkehrsverlagerung auf die Schiene ist ein wesentlicher Schlüssel zur Erreichung der Klimaschutzziele Deutschlands. Das reibungsarme Rad-Schiene-System wird auch in einem weitestgehend elektrifizierten Verkehrssektor die effizienteste Form der Energienutzung sein.
Klimaneutrale DB
Um unser Klimaschutzziel zu erreichen, bündeln wir konzernübergreifend die zugehörigen Aktivitäten unter dem Dach »Klimaneutrale DB«. In diesem Rahmen entwickeln wir Maßnahmen zur Steuerungsfähigkeit und Reduzierung der Treibhausgasemissionen, inkl. Treibhausgasreduzierungspfaden, sowie Konzepte zur
Neutralisierung der Restemissionen. Dabei werden Treibhausgasemissionen vom Verkehrsbetrieb auf Schiene und Straße, von Gebäuden und stationären Anlagen sowie aus der vor- und nachgelagerten Lieferkette betrachtet. Geschäftsfeldübergreifend werden neue, klimafreundliche Technologien erprobt und pilotiert.
Bei unserer Definition der Klimaneutralität halten wir uns an den Net-Zero-Standard der international anerkannten Science Based Targets initiative (SBTi) und folgen damit laut SBTi einem 1,5-°C-Pfad, zu dem wir uns 2022 bekannt haben. Unsere Klimaschutzziele für die Treibhausgasemissionen in den Scopes 1 bis 3 haben wir 2024 bei der SBTi eingereicht. Die Prüfung wurde von der SBTi im Februar 2025 abgeschlossen und unsere Klimaschutzziele bestätigt. Die SBTi ist eine Initiative, die Unternehmen dabei unterstützt, sich wissenschaftlich basierte Klimaziele zu setzen. Die Ziele der SBTi sind weithin als »wissenschaftlich basiert« akzeptiert. Die Methodologie der SBTi unterliegt jedoch inhärenten Unsicherheiten hinsichtlich der zugrunde gelegten wissenschaftlichen Erkenntnisse und zukunftsorientierten Annahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, die zur Erreichung des 1,5-° C-Ziels erforderlich sind.
2023 hatten wir erstmalig unser Klimaschutzziel mit jahresscharfen Treibhausgasbudgets für die Scope-1- und Scope 2-Emissionen für bestimmte Geschäftsfelder hinterlegt. Damit haben wir einen klar definierten Treibhausgasreduzierungspfad für diese Geschäftsfelder und die von ihnen genutzten, eigenen Assets erstellt. Für die Erweiterung dieser Treibhausgasbudgets um die Treibhausgasemissionen aus der vor- und nachgelagerten Lieferkette haben wir 2024 einen Fahrplan zur Steuerung und Reduzierung der Scope-3-Emissionen entwickelt. Dafür wurden grundlegende Treiber, Hebel und Maßnahmen identifiziert, die in den folgenden Jahren umgesetzt werden sollen. Hierfür haben wir aus den insgesamt 15 Scope-3-Kategorien des GHG Protocols die für den DB-Konzern wesentlichen identifiziert:
- Scope 3.1 und 3.2: Treibhausgasemissionen aus dem Einkauf von Waren und Dienstleistungen sowie Kapitalgütern (auf Basis der im jeweiligen Jahr ausgelösten Bestellungen) wie z. B. Bautätigkeiten und der Beschaffung von Zügen oder Bussen.
- Scope 3.3: Treibhausgasemissionen aus energie- und
brennstoffbezogenen Aktivitäten, die nicht in Scope 1 und Scope 2 enthalten sind. Darunter fallen insbesondere Treibhausgasemissionen aus der Gewinnung, Herstellung und dem Transport von Brennstoffen, die in unseren eigenen Fahrzeugen und stationären Anlagen sowie zur Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt werden, sowie Treibhausgasemissionen aus dem Verkauf von Strom an Dritte außerhalb des DB-Konzerns. - Scope 3.4: Treibhausgasemissionen aus von uns beauftragten Transporten und Verkehren.
- Scope 3.11: Treibhausgasemissionen aus von DB Energie an DB-externe Kunden gelieferten fossilen Brenn- und Kraftstoffen.
2024 haben wir unsere klimabezogenen Ziele für den DB-Konzern weiterentwickelt:
- Bis 2040:
- Klimaneutralität gem. unserer Definition. Dafür haben wir ein Net-Zero-Ziel basierend auf dem Standard der SBTi gesetzt, d. h. eine Reduzierung der Scope-1- bis -3-Emissionen um mindestens 90% im Vergleich zu 2019. Die schwer oder anderweitig nicht vermeidbaren Restemissionen von maximal 10%wollen wir ab 2040 neutralisieren.
- Bis 2029:
- 66% der Lieferanten (gem. Emissionsvolumen) der eingekauften Waren und Dienstleistungen/Investitionsgüter (Scope 3.1/3.2) des DB-Konzerns haben wissenschaftsbasierte Emissionsziele, sog. Supplier Engagement Targets.
- Bis 2034:
- –66% der Scope-1- und -2-Emissionen,
- –40% der Scope-3.3-Emissionen (aus Energie- und brennstoffbezogenen Aktivitäten) und
- –63% der Scope-3.11-Emissionen (aus Nutzung der verkauften fossilen Kraftstoffe) des DB-Konzerns im Vergleich zu 2019.
Das Basisjahr 2019 wurde gewählt, da es das letzte repräsentative Jahr vor der Corona-Pandemie war und gem. SBTi das Basisjahr nicht vor 2015 liegen darf.
Absolute CO₂e-Emissionen im vergleich zu 2019 / in % | 2024 | 2023 |
---|---|---|
Scope-1- und -2-Emissionen 1) | – 19,2 | –11,7 |
Scope-3-Emissionen 2) | –17,0 | +8,2 |
davon Scope-3.3-Emissionen | –57,8 | –38,8 |
davon Scope-3.11-Emissionen | –68,6 | –24,2 |
1) Enthält aus dem Bereich Beteiligungen/Sonstige nur die DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH und von DB Cargo nur die DB Cargo AG sowie ausländische Tochtergesellschaften ohne deren stationäre Anlagen.
2) Beinhaltet die wesentlichen Scope-3-Kategorien 3.1, 3.2, 3.3, 3.4 und 3.11.
Da der Verkaufsprozess von DB Schenker zum Zeitpunkt des Starts des SBTi-Validierungsprozesses noch nicht ausreichend weit fortgeschritten war, wurden auch für den nicht fortgeführten Geschäftsbereich DB Schenker Klimaschutzziele bei der SBTi eingereicht. Das Klimaneutralitätsziel für 2040 stimmt mit dem des DB-Konzerns ohne nicht fortgeführte Geschäftsbereiche überein.
Für Scope 1 bis 3 wurden für DB Schenker eigene Zwischenziele definiert:
- In Scope 1 und 2 wurde das Ziel einer Reduzierung um 63% der Treibhausgasemissionen bis 2034 festgelegt.
- In Scope 3 wurde für die wesentliche Scope-3-Kategorie 3.4 ein Zwischenziel, ein sog. Supplier Engagement Target, definiert: 70,2% (gem. Emissionsvolumen) der von DB Schenker beauftragten Logistikunternehmen sollen bis 2029 wissenschaftsbasierte Emissionsziele haben.
Im Fokus des Monitorings der Zielerreichung stehen seit 2024 die absoluten und nicht mehr die spezifischen Treibhausgasemissionen des DB-Konzerns.
Infolge gesunkener Energieverbräuche durch niedrigere Betriebsleistungen und eine milde Witterung in 2024 sowie geringerer verkaufter Mengen an Strom und fossilen Brennstoffen an Konzernexterne hat der DB-Konzern bereits 2024 die Zwischenziele bei Scope 3.3 und 3.11 erreicht.
Auf dem Weg zum klimaneutralen DB-Konzern setzen wir auf vier starke Hebel:
- Erhöhung des Ökostromanteils,
- Ausstieg aus dem Diesel,
- Umsetzung der Wärmewende und
- Steigerung der Energieeffizienz.
Positiv auf unsere Klimabilanz sollen sich Investitionen in unsere Infrastruktur und Fahrzeuge auswirken. Z. B. simulieren und bewerten wir mit unserem DB Eco Rail Simulator Bahnfahrten mit alternativen Fahrzeugantrieben. Dafür nutzt der Simulator digitale Zwillinge von Fahrzeugen und Infrastruktur und ergänzt diese um Betriebs- und Umfeldinformationen wie Klimadaten. Mithilfe von physikalisch-mathematischen Modellen werden unter Berücksichtigung verschiedener Fahrweisen und Umfeldbedingungen Betriebsabläufe mit Blick auf Energieverbrauch und Leistungsverhalten analysiert. Die Simulationen sind notwendig, da alternative Antriebe hinsichtlich Reichweite und Energienachladedauer noch nicht das Niveau von Dieselfahrzeugen erreicht haben und ihre Infrastruktur wesentlich komplexer ist. Der Simulator unterstützt die Optimierung der Betriebsabläufe sowie der Systemauslegung und leistet somit einen Beitrag zum effizienten Ressourceneinsatz (z. B. Fahrzeuganzahl, Infrastrukturbedarf, Batteriegröße, Anzahl benötigter Reservebatterien).
Bei unserem Ressourceneinsatz lassen sich auf verschiedene Weise Treibhausgasemissionen einsparen. Z. B. pilotieren und testen wir im Rahmen von Innovationspartnerschaften neue Materialien. Dafür kommen innovative Verfahren z. B. in unserem neuen ICE-Werk in Cottbus zum Einsatz. Dort wird CO₂-reduzierter Beton des Unternehmens Sonocrete verwendet. Dieser Beton enthält bis zu 30% weniger Zementklinker, der in der Herstellung besonders CO₂-intensiv ist, und spart so in der Herstellung Energie und Treibhausgasemissionen ein. Durch den Einsatz einer speziellen Ultraschalltechnologie besitzt der Beton trotz geringeren Zementklinkeranteils die gleichen Eigenschaften wie konventioneller Beton.
Wir arbeiten bspw. auch mit dem Start-up carbonauten zusammen. Dieses produziert Biokohlenstoff aus biologischen Abfallstoffen, der vergleichsweise CO₂-arm ist und in diversen Anwendungsgebieten, wie Industrie und Bauwesen, zum Einsatz kommen kann. Die daraus entstehenden Produkte speichern zum Zeitpunkt ihrer Verwendung bilanziell mehr Kohlenstoff, als bei ihrer Herstellung emittiert wurde. Im Start-up-Programm von DB mindbox wurde der Biokohlenstoff aus Altholzpaletten aus unseren Instandhaltungswerken hergestellt. Daraus wurden Prototypen einer nachhaltigeren ICE-Sitzschale und eines Werkzeugkoffers mit einem Biokohlenstoffanteil von 33% gefertigt. Diese Zusammenarbeit demonstriert die Machbarkeit großformatiger Kunststoffteile mit einem nachhaltigen und innovativen Material, durch die konventionelle Kunststoffe z. B. in unseren ICE-Sitzen und Werken ersetzt werden können. Die carbonauten streben zum Nachweis des Klimaschutzbeitrags eine Zertifizierung ihrer Produkte an.
Auf unserem Weg hin zur Klimaneutralität stehen wir auch im Austausch mit unseren Stakeholdern und kooperieren bspw. mit ausländischen Eisenbahnverkehrsunternehmen, u. a. im Rahmen der Initiative Europe’s Rail und in Arbeitsgruppen der Gemeinschaft der Europäischen Bahnen (CER). Zudem sind wir Teil der UN-Initiative Race to Zero.