Kapazitätsausbau für eine starke Schiene
Eine weitere wesentliche Einflussgröße für unsere Produktqualität und somit für unsere Pünktlichkeit stellt der Kapazitätsausbau der Infrastruktur und Flotten dar.
Ausbau Infrastruktur
Mit der Umsetzung der verkehrlichen Ziele der Starken Schiene im Personen- und Güterverkehr soll es zu einer weiteren Steigerung der Betriebsleistung im Netz um mehr als 30% kommen, das heißt um rund 350 Mio. Trkm. Das Wachstum wird überproportional auf den heute schon hoch ausgelasteten Schienenwegen stattfinden. Der zusätzliche Verkehr muss daher zwingend durch den Ausbau der Infrastrukturkapazität aufgefangen werden. Gleichzeitig besteht die Notwendigkeit, auch in der Ausbauphase zu jeder Zeit eine hohe Zuverlässigkeit und Kapazität des Netzes sicherzustellen. Eine hohe Leistungsfähigkeit und das Wachstum im Netz können nur gemeinsam mit dem Bund erreicht werden. Mit der LuFV III und den Maßnahmen aus dem Klimaschutzprogramm sind die Grundlagen für die Finanzierung des Wachstums gelegt.
Für die Steigerung der Kapazität des Netzes und die Ermöglichung einer Erhöhung der Betriebsleistung gibt es drei wesentliche Hebel:
- Neu- und Ausbau: Die Realisierung von Neu- und Ausbaumaßnahmen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für zusätzliche Netzkapazität. Hier schaffen wir ein Potenzial von zusätzlichen 180 Mio. Trkm und damit die Voraussetzung für Mehrverkehr auf Korridoren und für neue Angebotskonzepte. Notwendige Projekte hierfür sind im vordringlichen Bedarfsplan des Bundes enthalten und werden sukzessive umgesetzt. Zusätzliche Maßnahmen, wie zum Beispiel weitere Ausbauten zur Ermöglichung des Deutschland-Takts oder Streckenausbauten im Zuge des Strukturstärkungsgesetzes, ergänzen diese Vorhaben.
- Digitale Schiene Deutschland (DSD): Unser langfristiges Programm für mehr Kapazität, Zuverlässigkeit, Produktivität und Interoperabilität ist die DSD. Mit dem flächendeckenden Ausrollen der europäischen Leit- und Sicherungstechnik (ETCS) in Verbindung mit digitalen Stellwerken (DSTW) sowie dem digitalen Bahnbetrieb heben wir ein Potenzial von zusätzlichen 100 Mio. Trkm – ohne neue Gleise zu bauen. Das Programm beinhaltet die Fertigstellung laufender ETCS-Projekte, die Umsetzung des sogenannten Starterpakets ab 2020 und den industrialisierten Flächenrollout (ab spätestens 2025).
- Kapazitätsmanagement: Mit weiteren Zusatzmaßnahmen werden wir die Betriebsleistung um nochmals 70 Mio. Trkm steigern können. Ein wesentlicher Baustein hierfür ist ein verbessertes Kapazitätsmanagement. Darunter sind die Koordinierung der Kapazitätssteigerung, das kapazitätsschonende Bauen, die verkehrliche Optimierung und die Reduzierung der Störungen zu verstehen. Mit der LuFV III ist ab 2020 erstmals ein Budget für kapazitätsschonendes Bauen vorgesehen, um zukünftig für weniger Einschränkungen bei den EVU zu sorgen.
Ausbau Flotte und Werke
Für eine starke Schiene bauen wir außerdem massiv unsere Instandhaltungswerke aus und investieren in neue Züge. Zusätzlich investieren wir in die Modernisierung unserer Fahrzeuge. Mit diesen Hebeln werden wir unsere Fahrzeugverfügbarkeit weiter ausbauen.
Bis Ende 2024 investieren wir rund 800 Mio. € in die Instandhaltungswerke des Fernverkehrs und damit in die Verbesserung von Pünktlichkeit und Qualität der ICE- und Intercity-Züge. Größere Hallen, erweiterte Werkstätten und Lager sowie neue Behandlungs- und Abstellgleise sorgen dafür, dass die Züge künftig schneller und besser instand gehalten werden können. Auch die Digitalisierung und Automatisierung werden weiter vorangetrieben. Zudem schaffen wir rund 1.000 zusätzliche Stellen in den Werken. Rund die Hälfte der Mitarbeiter wurde bereits eingestellt.

Um die Fahrzeugverfügbarkeit weiter zu steigern und zusätzliche Kapazitäten in den Werkshallen zu schaffen, werden auch die Digitalisierung und Automatisierung weiter vorangetrieben. Innovative Technologien werden in einzelnen Werken pilotiert und sukzessive auf andere Standorte ausgeweitet. Im Fokus liegt die Optimierung der Instandhaltung unserer zukünftig fahrzeugstärksten Flotte, dem ICE 4, um durch kürzere Standzeiten die Fahrzeugverfügbarkeit zu erhöhen.
Neben unseren Werken investieren wir auch sehr umfangreich in Fahrzeuge. Langfristig erfolgt die Vergrößerung der Fahrzeugflotte im Fernverkehr um rund 25% auf bis zu 600 Züge. Konkret wird die Fahrzeugflotte mit insgesamt über 300 neuen Fahrzeugen (ICE 4, Intercity 2, ECx und HGV 2.0) erweitert. Bei HGV 2.0 handelt es sich um die Erweiterung der 300 km/h schnellen Hochgeschwindigkeitsflotte.
Zudem läuft die Modernisierung von über 100 Zügen der ICE-1- und ICE-3-Flotte zur Verbesserung der technischen Zuverlässigkeit und für mehr Komfort an Bord. Eine nahezu vollständige Ausstattung der Flotte mit ETCS garantiert eine hochfrequente und zuverlässige Verfügbarkeit der digitalen Ausstattung. Auch beim ICE 4, optimieren wir den Komfort. Neben neuen Sitzplätzen wird es künftig ICE-4-Züge mit 13 Wagen und jeweils über 900 Sitzplätzen geben.
Darüber hinaus haben wir die Beschaffung von 90 Hochgeschwindigkeitszügen ausgeschrieben. 30 Hochgeschwindigkeitszüge (HGV 2.0) davon sollen bereits ab 2022 schrittweise ausgeliefert werden. Diese werden dann größtenteils in einem komplett neuen Werk instand gehalten. Mit dem neuen und dann zehnten Fernverkehrswerk kommt Nürnberg bei der Stärkung der Schiene und der Klima- und Mobilitätswende eine Schlüsselrolle zu. Mit dem neuen Werk, das voraussichtlich 2028 fertiggestellt werden soll, schaffen wir ausreichende Werkekapazitäten, um der wachsenden Nachfrage auf der Schiene gerecht zu werden.
Die nachfolgende Übersicht zeigt den Ausbau der Fahrzeugflotte bis 2026.
Auch im Regionalverkehr investieren wir in unsere Flotte und Werke. In den nächsten Jahren erfolgen umfangreiche Modernisierungen an den Fahrzeugen der S-Bahnen Rhein-Main, Stuttgart und München. Neben einer Verbesserung der technischen Zuverlässigkeit und des Komforts der Fahrzeuge ermöglichen wir dadurch auch eine höhere Auslastung.
Für die Verkehrsverträge S-Bahnen Rhein-Main und Stuttgart ist mit den Aufgabenträgern bis Ende 2024 eine Erweiterung der Fahrzeugflotte vorgesehen. Im Rahmen von gewonnenen Verkehrsverträgen werden zur Bedienung der Zugkilometer-Mehrleistungen weitere ein- oder mehrstöckige Triebzüge beschafft.
Zur Erhöhung der Zugkapazitäten im bestehenden Streckennetz werden Fahrzeuge mit ETCS ausgerüstet. So werden erstmals ab 2023 die Fahrzeuge der S-Bahn Stuttgart mit dieser Technik ausgestattet.
Weiterhin wird zur Erhaltung und Erweiterung der Instandhaltungskapazitäten in den nächsten Jahren erheblich in die Werkstattinfrastruktur investiert. Schwerpunkte bilden hierbei bis 2025 die Werkstätten für die S-Bahnen in Berlin, Hamburg und München.