Vorwort des
Vorstandsvorsitzenden
Liebe Leser:innen,
das zentrale Merkmal unserer Zeit ist der Wandel. Nicht nur im positiven Sinne, wie die Ereignisse und Entwicklungen des vergangenen Jahres mehr als deutlich machen. Auch der Klimawandel zwingt uns, uns anzupassen. Wir müssen alles tun, um seine Folgen abzumildern. Die Eisenbahn ist dafür unverzichtbar. Das ist nicht nur unsere Überzeugung, sondern politisch wie gesellschaftlich Konsens: Mobilität geht in Zukunft nur noch klimafreundlich. Und diese Entwicklung ist in vollem Gange.
Die schnelle Rückkehr unserer Kund:innen im vergangenen Jahr belegt das eindrucksvoll. Im Fernverkehr konnten wir unseren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um mehr als zwei Milliarden Euro steigern und zum Beispiel im Sommer wie über die Weihnachtstage auch wieder Fahrgastrekorde verzeichnen. Bei den Privatreisen liegen wir über dem Niveau von 2019. Auch der Regionalverkehr erholt sich und hat durch das 9-Euro-Ticket einen besonderen Schub erhalten.
Dass die Menschen wieder zurückkommen, ist einer von drei Gründen dafür, dass das vergangene Jahr trotz eines mehr als herausfordernden Umfelds – mit Rekordinflation, Energiekrise und Rezessionssorgen – für den DB-Konzern ein wirtschaftlicher Erfolg war: Unterm Strich steht ein operativer Gewinn von 1,25 Milliarden Euro. Unser für 2022 ausgegebenes Ziel, eine »schwarze Null« zu erreichen, konnten wir damit übertreffen.
DB-Konzern ein
wirtschaftlich
erfolgreiches Jahr.«
Ein weiterer Grund für das positive operative Ergebnis waren Energiepreissicherungen und langfristige Lieferverträge, weswegen wir 2022 noch nicht so stark von der hohen Inflation und hier besonders den steigenden Energiekosten betroffen waren. Und drittens: Die Logistik hat weiter geboomt. DB Schenker hat sich hervorragend entwickelt und konnte den höchsten Gewinn seiner Unternehmensgeschichte erzielen.
2022 war für uns als DB aber auch das Jahr, in dem das Schienennetz seine Belastungsgrenze erreicht hat. Es ist zu alt, zu störanfällig und hat zu wenig Kapazität: Im Personen- genauso wie im Schienengüterverkehr konnten wir deshalb nicht die Qualität bieten, die unsere Kund:innen zu Recht von uns erwarten und die auch unser eigener Anspruch ist. Deshalb war für alle Beteiligten klar: Wir müssen radikal umsteuern. Deutschland braucht eine robuste und leistungsfähige Infrastruktur. Das bedeutet: Wie wir das Schienennetz sanieren und modernisieren – das müssen wir ab sofort gänzlich anders angehen.
Sanierung des Schienennetzes künftig gänzlich
anders angehen.«
Für diesen Wandel haben wir im vergangenen Jahr entscheidende Weichen gestellt. Wir haben gemeinsam mit dem Bund die in der akuten Krise liegende Chance ergriffen, nachhaltige, strukturelle Veränderungen auf den Weg zu bringen: Bis 2030 werden wir gemeinsam mit dem Bund und im Schulterschluss mit der gesamten Branche die hochbelasteten Abschnitte in unserem Schienennetz zu einem Hochleistungsnetz ausbauen – einem Netz, das hält, was der Name verspricht, und die Grundlage für mehr Qualität und Wachstum bildet. Die ersten Korridore stehen bereits fest: Die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim beginnt im Sommer 2024. Ein Jahr später folgen die Strecken Hamburg—Berlin und Emmerich—Oberhausen. 2023 ist ein Jahr des Übergangs, in dem wir alles, was für die Umsetzung des Hochleistungsnetzes nötig ist, auf den Weg bringen.
Der Eisenbahn gehört
die Zukunft!«
Aber das ist nicht die einzige Zäsur: Zusammen mit dem Bund sind wir mitten in der Entwicklung und Umsetzung einer neuen Architektur für die Eisenbahninfrastruktur in Deutschland. So wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, wird sich die Infrastruktur am größtmöglichen Nutzen für die Allgemeinheit ausrichten. Dieses Vorhaben deckt sich mit dem Anspruch, den wir mit unserer Strategie der »Starken Schiene« formuliert haben: Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, alles zu tun, um die Klimaziele und die verkehrspolitischen Ziele zu erreichen und Europa zu stärken. Ausdruck dieser Verantwortung ist auch unser Bekenntnis zu nachhaltiger und verantwortungsvoller Unternehmensführung und den Prinzipien des UN Global Compact.
Das Jahr 2023 markiert den Umbruch zu einer neuen Zeit. Es bietet die große Chance, die klimafreundliche Schiene durch strukturelle Veränderungen noch einen entscheidenden Schritt voranzubringen. Deshalb freuen wir uns auch auf den Start des Deutschland-Tickets als Nachfolger des 9-Euro-Tickets: Es ist ein weiteres starkes Argument für den Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel.
Klar ist: Die gesamtwirtschaftliche Lage bleibt herausfordernd. Auch wir werden uns mit massiven Kostensteigerungen auseinandersetzen müssen, etwa durch stark gestiegene Energiekosten und Einkaufspreise. Aber ich bin überzeugt: Der Eisenbahn gehört die Zukunft! Das zeigt die Nachfrage, die sich trotz aller Krisen weiter stark erholt hat. Das zeigt die Geschlossenheit, mit der Politik und Gesellschaft sich für ihre Stärkung einsetzen.
Herzlichst
Dr. Richard Lutz
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG
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