Vorwort des
Vorstandsvorsitzenden
Dr. Richard Lutz
Vorstandsvorsitzender
der Deutschen Bahn AG
Sehr geehrte Damen und Herren,
2018 war ein bewegtes Jahr für die Deutsche Bahn. Insbesondere im Bahnbetrieb – bei Pünktlichkeit und Komfort – hatten wir zu kämpfen. Klar ist daher: 2019 müssen wir besser werden. Und wir sind bereits auf dem Weg zu einer besseren Bahn.
Viele unserer Herausforderungen haben eine gemeinsame Ursache: knappe Kapazitäten. Das anhaltende Wachstum auf der Schiene wird zunehmend spürbar – leider zu oft auch für unsere Kunden. Die Lösung: zusätzliche Investitionen. Wenn wir die Bahn zuverlässiger und attraktiver machen wollen, müssen wir mehr Kapazitäten schaffen, ob bei der Infrastruktur, in der Fahrzeugflotte oder beim Personal.
Mehr Kapazität ist der Schlüssel sowohl für weiteres Wachstum als auch für gute Betriebsqualität und hohe Pünktlichkeit. Die erforderlichen Investitionen sind sicher nicht gering. Aber sie sind entscheidend, wenn wir das Eisenbahnsystem in Deutschland fit für Zukunft, Wachstum und Beschäftigung machen wollen.
Wir als Deutsche Bahn haben daher gemeinsam mit Aufsichtsrat und Eigentümer die notwendigen Entscheidungen getroffen: für mehr Kapazität und Verfügbarkeit, zusätzliche Ausgaben für Kunde und Qualität und nicht zuletzt weitere Investitionen in Digitalisierung und Innovation. All dies haben wir Ende 2018 in der Agenda für eine bessere Bahn zusammengefasst, einem umfangreichen Maßnahmenpaket für konkrete Verbesserungen, auf dem 2019 auch eine neu formulierte Strategie für den DB-Konzern aufsetzen wird.
Das Wachstum auf der Schiene gibt uns dabei Rückenwind: Noch nie sprachen uns so viele Menschen ihr Vertrauen aus. Knapp 148 Millionen Kunden haben vergangenes Jahr unsere Fernverkehrszüge genutzt. Das sind rund sechs Millionen mehr als im Vorjahr – eine Steigerung um vier Prozent. Damit haben wir im Fernverkehr erneut einen Reisendenrekord erzielt.
Hierzu hat auch die Schnellfahrstrecke Berlin — München beigetragen. Ein Jahr nach dem Startschuss der neuen Verbindung ist die Bahn das Verkehrsmittel Nummer eins zwischen beiden Metropolen – vor Flugzeug und Auto! Rund 4,9 Millionen Reisende waren auf der Strecke unterwegs – doppelt so viele wie im Vorjahr.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht war 2018 ein anspruchsvolles Jahr für die Deutsche Bahn. Beim Umsatz liegen wir mit rund 44 Milliarden Euro deutlich über dem Vorjahreswert, und zwar mit einem Plus von 1,3 Milliarden Euro. Das bereinigte EBIT lag bei 2,1 Milliarden Euro und entspricht damit unserer Prognose aus dem Juli. Positiv entwickelt haben sich insbesondere DB Netze Fahrweg, DB Fernverkehr und DB Schenker.
Dass die Pünktlichkeit 2018 nicht unseren Erwartungen entsprochen hat, habe ich eingangs bereits erwähnt. Durchschnittlich erreichten wir mit 93,5 Prozent nicht ganz den Vorjahreswert von 94,1 Prozent. Im Fernverkehr lag die durchschnittliche Jahrespünktlichkeit bei 74,9 Prozent und im Nahverkehr bei 94,0 Prozent.
Bei allen Herausforderungen steht fest: Die Menschen sind unverändert mobil. Das ist nicht nur gut für uns, sondern auch gut für das Klima. Als grüner Verkehrsträger leisten wir einen substanziellen Beitrag zur Klimawende und kommen unserer besonderen Verantwortung als Mobilitäts- und Logistikanbieter nach. Unser neues, ehrgeiziges Ziel: bis zum Jahr 2030 ganze 80 Prozent unseres Bahnstromverbrauchs über erneuerbare Energien abzudecken. 2018 waren es immerhin schon 57 Prozent. Hierzu leisten alle Bereiche des DB-Konzerns in Deutschland einen Beitrag: Nehmen Sie etwa die S-Bahn Hamburg, die seit 2018 komplett mit erneuerbarer Energie unterwegs ist.
Zugleich bringen wir die Digitalisierung auf unserem Schienennetz voran – zum Beispiel durch das gemeinsam mit der Branche initiierte Programm Digitale Schiene Deutschland. 2018 ging in Annaberg-Buchholz das erste digitale Stellwerk in Europa in Betrieb. Das Projekt hat eine technologische Revolution für die Leit- und Sicherungstechnik eingeläutet. Es markiert den Startpunkt für die Weiterentwicklung und bundesweite Umsetzung einer innovativen Stellwerksgeneration. Dadurch wird die Eisenbahn zuverlässiger und leistungsstärker.
Ein weiterer großer Schritt für mehr Attraktivität auf der Schiene: Wir werden eine Milliarde Euro zusätzlich in neue und modernisierte Züge im Fernverkehr investieren. Das heißt: Wir bestellen weitere ICE-4-Züge und verlängern bereits bestellte. Zudem investieren wir in die Modernisierung des ICE 1. Für unsere Kunden bedeuten mehr und längere Züge: mehr Sitzplätze und mehr Komfort durch mehr Kapazität. Darüber hinaus haben wir einen Rahmenvertrag über bis zu 100 Fernverkehrszüge abgeschlossen. In einem ersten Abruf haben wir 23 neue Züge mit einer Investitionssumme von rund 550 Millionen Euro bestellt. Die ersten Züge sollen ab 2023 in Betrieb genommen werden. Damit stocken wir die bisherigen Investitionen im Mittelfristzeitraum auf über sieben Milliarden Euro auf.
Neue Wege gehen wir auch an der Schnittstelle zum Kunden. Der Weg zum oder vom Bahnhof mit U-Bahn, S-Bahn, Straßenbahn und Bus ist inzwischen in über 120 deutschen Städten im Zugticket enthalten. Und durch die Integration von immer mehr Verkehrsverbünden entwickeln wir unsere DB-Navigator-App zu einem Generalschlüssel für den gesamten Nah- und Fernverkehr. Seit diesem Jahr bieten wir unseren Kunden in der App zudem den Komfort Check-in: Einmal eingecheckt, entfallen die Ticketkontrollen an Bord, das Reisen wird noch entspannter.
Smarte Mobilitätsangebote kommen auch von ioki, unserem Geschäftszweig für intelligente On-Demand-Mobilität. Erstmals wurde von ioki mit dem digitalen Rufbus in Wittlich ein On-Demand-Angebot in den bestehenden öffentlichen Personennahverkehr integriert. Angebote wie dieses bringen wir im ländlichen Raum, aber auch in Metropolen an den Start. So haben wir in Hamburg gemeinsam mit Partnern einen individuellen Shuttle-Service gestartet, der per App bestellt wird und Fahrgäste auf flexiblen Routen ans Ziel bringt, voll integriert in das regionale Verkehrsangebot.
Im Regionalverkehr hat DB Regio 2018 den Großteil der vergebenen Leistungen gewonnen. Das Ziel bleibt, bestehende Verkehrsverträge zu verteidigen und neue zu gewinnen. Dafür braucht es auch Innovationen, die Kunden begeistern. So erproben wir derzeit bei der S-Bahn München kostenloses WLAN. Zudem arbeitet DB Regio weiter am Ideenzug, den wir 2018 der Öffentlichkeit präsentiert haben.
Auch in der internationalen Logistikwelt haben wir Innovationen etabliert, die wir systematisch weiterentwickeln. So eröffneten DB Schenker und Cisco in Houston ein gemeinsames Innovations-Lab, in dem neue Technologien für die Logistik erprobt und vermarktet werden. Über das Portal eSchenker können Kunden zudem 3-D-Drucke konfigurieren und bestellen.
Bei DB Cargo soll die Güterwagenflotte in Deutschland bis 2020 mit modernster Telematik und Sensorik ausgerüstet werden. Rund 10.000 umgerüstete Güterwagen sind bereits unterwegs. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen den Einsatz von Güterwagen beschleunigen, die leiser, energieeffizienter und wirtschaftlicher sind als die bisher eingesetzten Wagen.
Klar ist: Wir sind bereits auf dem Weg in die Zukunft. 2019 gilt unser Fokus konkreten Verbesserungen für unsere Kundinnen und Kunden sowie der disziplinierten Umsetzung der Agenda für eine bessere Bahn. Dafür werden wir uns mit unseren knapp 198.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland voll reinhängen. Und bei allen Anstrengungen werden wir auch das Thema Nachhaltigkeit nicht aus dem Auge verlieren. Denn die Deutsche Bahn bekennt sich ausdrücklich zu den Prinzipien des UN Global Compact.
Alle Informationen zum Geschäftsjahr 2018 haben wir im vorliegenden Integrierten Bericht für Sie zusammengestellt. Zugleich richtet er den Blick auch nach vorn: auf das, was uns bewegt und was wir in Angriff nehmen wollen. Denn es ist unser Anspruch, die Zukunft von Mobilität und Logistik maßgeblich mitzugestalten. Wir freuen uns auf das, was kommt!
Herzlichst
Dr. Richard Lutz
Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Bahn AG