Pünktlichkeit
Entwicklung im Berichtsjahr
PÜNKTLICHKEIT / in % | 2021 | 2020 | 2019 | |
Schiene DB-Konzern in Deutschland | 93,7 | 95,1 | 93,7 | |
DB-Schienenpersonenverkehr in Deutschland | 93,8 | 95,2 | 93,9 | |
DB Fernverkehr | 75,2 | 81,8 | 75,9 | |
DB Regio | 94,3 | 95,6 | 94,3 | |
DB Cargo (Deutschland) | 69,8 | 77,6 | 73,8 | |
DB Arriva (Schiene: Vereinigtes Königreich, Dänemark, | 93,5 | 92,3 | 87,6 | |
DB Regio (Bus) | 83,9 | 83,4 | 81,6 | |
DB Cargo | 69,5 | 76,9 | 74,0 |
Für die Messung der Pünktlichkeit erfassen wir kontinuierlich für jede Zug-/Busfahrt die Ist-Zeit im Vergleich zur Soll-Ankunftszeit. Die Ankunft der planmäßigen bzw. bis zu einer definierten Maximaldauer verspäteten Züge/Busse fassen wir im Pünktlichkeitsgrad zusammen.
1) Methodenänderung in der Sparte UK Trains in 2021 mit rückwirkender Anpassung in den Vorjahren.
Die Pünktlichkeit im Schienenverkehr in Deutschland lag 2021 unter dem hohen Niveau des Vorjahres. Hauptgrund ist der Wegfall des kapazitätsentlastenden und damit pünktlichkeitssteigernden Effekts durch die coronabedingt niedrige Betriebsleistung in 2020.
- Positive Effekte resultierten aus einer weiteren Reduktion der primären Störungen durch Verbesserung der Anlagenverfügbarkeit.
- Große strukturelle und extern bedingte Herausforderungen haben die Pünktlichkeit gegenläufig stark belastet. Strukturell führte das starke Verkehrswachstum v. a. bei den bereits vorhandenen Engpässen (Top-Verkehrsknoten und Strecken) in Verbindung mit einer Ausweitung des Bauvolumens in diesen Bereichen zu angespannten Kapazitätssituationen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden Maßnahmen beschlossen, die zu einer Qualitätssteigerung in den kommenden Jahren beitragen soll.
- Eine Vielzahl externer Sonderereignisse hat zudem zu vorübergehenden Pünktlichkeitseinbrüchen im Jahresverlauf geführt: der massive Wintereinbruch im Februar 2021, hohe Temperaturen im Juni 2021, die schweren Hochwasser im Juli 2021 sowie Sturmtiefs im Oktober 2021.
- Ebenfalls negativ wirkten die Streikmaßnahmen der GDL.
Wesentliche Verbesserungsmaßnahmen
Der DB-Konzern hat auch 2021 eine Vielzahl an Maßnahmen umgesetzt, um das Störniveau bei Fahrzeugen und Netzanlagen zu senken, da daraus direkte Auswirkungen auf die Pünktlichkeit resultieren. Hierdurch konnte die Anzahl der primären Störungen gesenkt werden. Die Auswirkung einer einzelnen primären Störung hängt stark von der Netzauslastung ab. Je enger befahren ein Netzabschnitt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass durch eine Störung gleich mehrere Züge betroffen sind. Durch die Steigerung der Trassennachfrage und die umfangreichen Bauaktivitäten in der Infrastruktur ist die Auslastung des Netzes so stark gestiegen, dass trotz eines geringeren Störniveaus die Staueffekte stark zugenommen haben. Dies führte dazu, dass die Pünktlichkeitsziele verfehlt wurden. Als Ergebnis aus dieser Entwicklung werden neben der weiteren Verbesserung des Störniveaus auch zunehmend Maßnahmen mit Fokus auf eine bessere Auslastungssteuerung erarbeitet und umgesetzt.
Um die Verkehrswende erfolgreich umzusetzen, ist ein signifikantes Wachstum im Schienengüterverkehr unerlässlich. 2021 wurden Maßnahmen mit kurz- und mittelfristiger Wirkung auf die Qualität und Pünktlichkeit im Schienengüterverkehr erarbeitet. So wurde bspw. entschieden, einen zusätzlichen Plankorridor mit seinen Steuerungselementen zur Steigerung der Pünktlichkeit auf dem für den Schienengüterverkehr wichtigen Rail Freight Corridor (RFC) 1 zwischen Rotterdam und Genua zu pilotieren. Darüber hinaus erfolgt seit dem zweiten Halbjahr 2021 eine intensivierte internationale Abstimmung von Baumaßnahmen, um die negativen Einflüsse auf den Schienengüterverkehr zu reduzieren. Die Umsetzung der Maßnahmen wurde begonnen und teilweise bereits abgeschlossen. Umsetzung und Wirksamkeit der Maßnahmen werden regelmäßig überprüft und erforderlichenfalls Gegensteuerungsmaßnahmen und Weiterentwicklungen abgeleitet. Zudem wurden zusätzliche Schwerpunkte des Schienengüterverkehrs sowohl reaktiv (Störfälle) als auch präventiv (drohende Risiken) geprüft (z.B. grenzüberschreitende Güterverkehre, Zugvorbereitung in Rangierbahnhöfen und Fahrplanungen Güterverkehr in Baumaßnahmen) und Handlungsempfehlungen abgeleitet.
Wir bauen unsere Kompetenz im Bereich der Prognose von Qualitätskennzahlen aus, mit dem Ziel, pünktlichkeitsrelevante Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen. Im Fokus steht dabei der mittelfristige Planungshorizont. Es wird aufgezeigt, inwiefern die geplanten Qualitätsmaßnahmen ausreichen, um unsere Pünktlichkeitsziele zu erreichen. Die Modelle für die unterjährige Pünktlichkeitsprognose wurden 2021 kontinuierlich erweitert, sodass sie maßgebliche Treiber wie Wetterentwicklungen, die Verfügbarkeit von Fahrzeugen, Infrastrukturthemen und die Auslastung unserer Produkte besser berücksichtigen.
Auf die S-Bahnen der großen Metropolen kommt eine Schlüsselrolle in Deutschlands Verkehrswende zu. Sie werden in den nächsten Jahren ein signifikantes Wachstum zu meistern haben – bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung. Insbesondere soll die Pünktlichkeit in den nächsten fünf Jahren deutlich gesteigert und zugleich sollen Zugausfälle verringert werden. Hierfür wurde das Programm Starke S-Bahn gestartet, mit dem Ziel, die Voraussetzungen für hochperformante S-Bahn-Systeme zu entwickeln und umzusetzen. Dabei werden lokal erprobte Ansätze, wie z.B. die Verhinderung von Gleisübertritten bei der S-Bahn München, als Standards für die Metropolen umgesetzt.
Im Fokus des Programms Starke S-Bahn stehen die Kernressourcen der S-Bahn-Systeme, insbesondere die Fahrwege, die Bahnsteige, die Fahrzeuge, die Systemtechnologien und nicht zuletzt unser Personal. Damit die Betriebsqualität verbessert werden kann, sollen die Kernprozesse der Bahnproduktion, v.a. die Planung und Steuerung, die Durchführung und die Instandhaltung, gestärkt werden. Hier fließen auch die Erfahrungen, die 2020 gesammelt wurden und zu einer Steigerung der Pünktlichkeit beigetragen haben, mit ein. So werden z.B. Erkenntnisse aus der reduzierten Reisendenzahl genutzt, um Maßnahmen für die Zeit nach der Corona-Pandemie abzuleiten, wie z.B. die Anpassung der Bahnsteiggestaltung, Fahrplananpassungen und Infrastrukturverbesserungen. Diese Aktivitäten unterstützen dabei, dass die Pünktlichkeitsziele für die S-Bahnen erreicht werden.
- Lagezentrum Bau: 2021 wurden kaskadierende Performance-Dialoge eingeführt, die eine durchgängige Steuerung u.a. der baubetrieblichen Einschränkungen der Infrastruktur monitoren und hierüber eine bereichs- und ebenenübergreifende Steuerung ermöglichen. Das wieder gestiegene Verkehrsaufkommen in Verbindung mit drohenden Versorgungs- und fahrplanerischen Engpässen sowie Extremwetterereignisse stellten hohe Anforderungen an die Baudurchführung in 2021 dar. Über vorausschauende Optimierung etwa der erforderlichen Sperrzeitstunden oder frühzeitiger Identifikation kritischer Konstellationen mittels Analyse der Gleiskilometersperrstunden greift das Lagezentrum Bau und Baubetriebstechnologie nunmehr frühzeitiger in eine gesamthafte Optimierung des Baugeschehens ein. Gemeinsame regionale und zentrale Anstrengungen haben dazu beigetragen, dass die Jahresziele der baubetrieblichen Einschränkungen im vertakteten Schienenpersonenfernverkehr trotz zusätzlicher Infrastrukturmaßnahmen eingehalten werden konnte.
- Lagezentrum Pünktlichkeit: Zu den Kernaufgaben gehören die Analyse unterjähriger Pünktlichkeitszielabweichungen, die Maßnahmenidentifizierung und -steuerung sowie das Monitoring der Maßnahmenumsetzung. Das Lagezentrum greift dabei auf ein etabliertes Frühwarnsystem für pünktlichkeitsrelevante (Bau-)Planungen und (Bau-)Betriebsabläufe zurück: PlanRadar und Risiko Radar Bau. Das Frühwarnsystem wurde 2021 um den Schienengüterverkehr erweitert. Konkrete Maßnahmen für eine nachhaltige Verbesserung der Pünktlichkeit wurden abgeleitet und initiiert. Dazu gehört u.a. die Entwicklung einer Vier-Monats-Bauvorschau für den Rail Freight Corridor 1 zwischen Rotterdam und Genua.