Geschäftsfelder im Systemverbund Bahn
Entwicklungen auf den relevanten Märkten
Deutscher Personenverkehrsmarkt
Im Personenverkehr ist es unser Ziel, unsere starke Marktstellung in Deutschland im Schienen- und im Busverkehrsmarkt langfristig aufrechtzuerhalten und in Europa Marktchancen zu nutzen.
PERSONENVERKEHRSMARKT IN DEUTSCHLAND / in % auf Basis der Verkehrsleistung | Wachstumsrate | Marktanteil | ||
2021 | 2020 | 2021 | 2020 | |
Motorisierter Individualverkehr | +5,0 | –9,0 | 89,4 | 89,0 |
Schienenpersonenverkehr | +1,4 | –44,7 | 5,8 | 6,0 |
DB-Konzern | –2,7 | –44,6 | 4,7 | 5,0 |
Konzernexterne Bahnen | +23,1 | –45,1 | 1,1 | 1,0 |
Öffentlicher Straßenpersonenverkehr | –0,8 | –37,6 | 4,5 | 4,7 |
DB-Konzern | +8,8 | –35,7 | 0,5 | 0,4 |
Luftverkehr (innerdeutsch) | –20,3 | –73,9 | 0,2 | 0,3 |
Gesamtmarkt | +4,4 | –14,8 | – | – |
Die Daten entsprechen den per Februar 2022 verfügbaren Erkenntnissen und Einschätzungen.
Die Corona-Pandemie hatte auch 2021 gravierende Auswirkungen auf den deutschen Personenverkehr: Weiter bestehende Kontakt- und Reisebeschränkungen im ersten Halbjahr 2021 führten zu einer Drosselung der Verkehrsnachfrage im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020. Erst im weiteren Jahresverlauf 2021 drehte sich die Entwicklung und führte im Jahresdurchschnitt für den gesamten Personenverkehrsmarkt zu einem Wachstum. Im Verhältnis zum Vor-Corona-Niveau blieb die Verkehrsleistung allerdings noch deutlich zurück. In den beiden von der Corona-Pandemie betroffenen Jahren bevorzugten Menschen tendenziell Individualverkehre zulasten öffentlicher Verkehrsmittel. Mobilitätsanbieter verringerten ihr Angebot oder unterbrachen es zeitweise vollständig. Ausmaß und Dynamik der Entwicklung fielen in den einzelnen Marktsegmenten unterschiedlich aus:
- Der motorisierte Individualverkehr konnte nach einem deutlichen Rückgang im Vorjahr 2021 wieder merklich zulegen. Während 2020 auf Langstrecken die Verkehrsleistung sank, wurde 2021 während der Sommermonate das Vor-Corona-Niveau deutlich übertroffen. Der motorisierte Individualverkehr profitierte im Jahresverlauf 2021 anhaltend von infektionsschutzbedingten Präferenzen für Individualverkehre. Zudem wirkte der Trend zu Urlaub in Deutschland positiv.
- Der innerdeutsche Luftverkehr bewegte sich weiterhin auf verhaltenem Erholungskurs. Selbst im reisestarken August wurden lediglich rund 30% des Vor-Corona-Niveaus erreicht. Aufgrund der äußerst langsamen Erholung von Angebot und Nachfrage blieb der Marktanteil weiterhin auf sehr niedrigem Niveau.
- Der Schienenpersonenverkehr ging 2021 durch ausbleibende Nachfrage nach Pendler-, Privat- und Geschäftsreisen in einzelnen Wochen um bis zu 90% zurück. Belastend auf die Verkehrsleistung wirkten sich auch die Hochwasser sowie die Tarifauseinandersetzung mit der GDL aus. Der Marktanteil des Schienenpersonenverkehrs war leicht rückläufig.
- Der Schienenpersonennahverkehr verzeichnete spürbare Verluste durch fehlende Pendler- und Freizeitfahrten.
- Der Schienenpersonenfernverkehr war auch 2021 geprägt durch die coronabedingte reduzierte Nachfrage bei Privat- und Geschäftsreisen. Gestützt wurde die Entwicklung 2021 durch Zugewinne aus dem Luft- und Buslinienfernverkehr und Angebotsausweitungen der Bahnen. FlixTrain setzte sein Angebot bis in den Mai 2021 für mehrere Monate aus.
- Der öffentliche Straßenpersonenverkehr litt weiterhin unter entfallenden Privat- und Pendlerfahrten sowie Schulschließungen, aufgrund derer zahlreiche Schülerfahrten ausfielen.
- Unterstützt durch die Aufgabenträger wurde jederzeit ein stabiles Grundangebot gewährleistet.
- Der Buslinienfernverkehr kam 2021 mehrere Monate zum Erliegen. FlixBus, BlaBlaBus und Pinkbus nahmen ein eingeschränktes Angebot wieder auf, Roadjet startete als neuer Anbieter mit Luxusbussen.
- Der Marktanteil des öffentlichen Straßenpersonenverkehrs nahm leicht ab.
Deutscher Güterverkehrsmarkt
GÜTERVERKEHRSMARKT IN DEUTSCHLAND / in % auf Basis der Verkehrsleistung | Wachstumsrate | Marktanteil | ||
2021 | 2020 | 2021 | 2020 | |
Schienengüterverkehr | +8,3 | –7,3 | 18,5 | 17,9 |
DB-Konzern | +8,1 | –7,1 | 8,0 | 7,7 |
Konzernexterne Bahnen | +8,5 | –7,4 | 10,5 | 10,1 |
Straßengüterverkehr | +4,0 | –2,2 | 72,4 | 72,7 |
Binnenschiff | +3,7 | –9,0 | 6,9 | 6,9 |
Rohrfernleitungen | –5,7 | –5,5 | 2,2 | 2,5 |
Gesamtmarkt | +4,5 | –3,7 | – | – |
Die Daten entsprechen den per Februar 2022 verfügbaren Erkenntnissen und Einschätzungen. Verkehrsleistung Schienengüterverkehr gem. Destatis-Definition als Verkehre mit Hauptfrachtführerschaft.
Die insgesamt starke Entwicklung der Güterverkehrsnachfrage hat im zweiten Halbjahr 2021 infolge nachlassender Basiseffekte erwartungsgemäß an Dynamik verloren, nachdem die Erholung bereits im Spätsommer 2020 eingesetzt hatte. Stimuliert wurde die Transportnachfrage durch starke Impulse aus dem Handel und Branchen wie z.B. der Stahl- und Bauindustrie. Auch die für die Schiene und die Binnenschifffahrt bedeutenden Kohleverkehre verzeichneten infolge des verstärkten Einsatzes von Kohle in der Stromerzeugung einen starken Zuwachs. Belastend wirkten sich hingegen v.a. im zweiten Halbjahr 2021 Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten bzw. Rohstoffen aus. Diese trafen insbesondere die Automobilindustrie. Rückgänge gab es auch bei den Mineralöltransporten. Dabei machten sich u.a. negative Vorzieheffekte durch die Einführung der CO₂-Abgabe zu Jahresbeginn und das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung zum Jahresende 2020 deutlich bemerkbar. Dämpfende Effekte gingen darüber hinaus auch von zahlreichen nicht konjunkturbedingten Sondereffekten aus. Beispiele hierfür sind das Sturmtief Tristan im Februar 2021, Störungen in der Seeschifffahrt, Einschränkungen auf der Güterzugstrecke im Mittelrheintal nach einem Felssturz und die Streikmaßnahmen der GDL. Dennoch konnte die Güterverkehrsleistung in Deutschland im Gesamtjahr ein starkes Plus verzeichnen und das Vor-Corona-Niveau überschreiten.
Das schwache Vorjahresergebnis des Schienengüterverkehrs war v.a. von starken Rückgängen im Montan- und Massengut- sowie im Automotive-Bereich gekennzeichnet. Demgegenüber erzielte er 2021 einen überdurchschnittlichen Leistungsanstieg. Zurückzuführen ist die dynamische Entwicklung v.a. auf die Erholung in der Montanindustrie. Verkehre von Erzen, Stahl und Sekundärrohstoffen (wie Schrott) zeigten hohe Zuwächse. Auch der Kombinierte Verkehr lieferte nach dem Vorjahresrückgang einen starken Wachstumsbeitrag. Positiv entwickelten sich z.B. auch die Bereiche Kohle/Koks, Chemie und Holz. Erneut schwach zeigten sich hingegen die Automotive-Verkehre, die v.a. infolge des Chipmangels teils hohe zweistellige Rückgänge verzeichneten. Auch die Mineralölverkehre gingen wie in der gesamten Branche deutlich zurück. Nach den zum Zeitpunkt der Berichtserstellung vorliegenden Informationen ist davon auszugehen, dass die Güterbahnen das Vor-Corona-Niveau aber bereits wieder erreichten und mit der überdurchschnittlichen Entwicklung ihren Marktanteil nach dem Vorjahresverlust ausbauen konnten.
Die Entwicklung der konzernexternen Bahnen blieb bis zum Herbst 2021 hinter den konzerninternen Gesellschaften zurück. Die Ursache ist in der deutlich geringeren Bedeutung der Montanverkehre zu sehen, die teils zweistellig wuchsen. Die nach bisherigen Erkenntnissen etwas stärkere Entwicklung auf Gesamtjahressicht ist nach eigenen Berechnungen auf Basis bisher veröffentlichter Zahlen v.a. auf den Kombinierten Verkehr zurückzuführen.
Der Straßengüterverkehr startete 2021 schwach. Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie ist das u.a. auch auf die witterungsbedingt negativen Effekte aus der für die Straße bedeutenden Baubranche zurückzuführen.
Im weiteren Jahresverlauf gewann die Entwicklung mit der Konjunkturerholung jedoch spürbar an Dynamik. Gestützt wurde das Wachstum v.a. durch Impulse aus dem dynamischen Außenhandel, anhaltend positiven Effekten aus der Konsumgüterindustrie und dem E-Commerce. Überdurchschnittlich entwickelten sich dabei die im Ausland zugelassenen Lkw. Hierzu trugen auch positive Basiseffekte nach den im Vorjahr teils starken coronabedingten Einschränkungen an den Grenzen bei. Insgesamt konnte der Straßengüterverkehr 2021 das Vor-Corona-Niveau überschreiten. Der Marktanteil ging gegenüber 2020 leicht zurück.
Nach einem schwachen Jahresstart gewann die Entwicklung der Binnenschifffahrt ab Mai 2021 insgesamt spürbar an Dynamik. In den im Vorjahr noch stark rückläufigen Branchen wie z.B. Kohle, Erze, Steine/Erden waren nach den bis zur Berichtserstellung für den Zeitraum bis November 2021 veröffentlichten Daten kräftige Zuwächse zu verzeichnen. Bei den Containertransporten nahm die Tonnage zwar leicht zu, die Leistung blieb aber unter dem Vorjahresniveau. Ihr Anteil am Gesamtvolumen ist auch noch zu gering, um einen spürbaren Einfluss zu haben. Belastend wirkten sich starke Rückgänge im Bereich Nahrungs-/Genussmittel und v.a. bei den Kokerei-/ Mineralölerzeugnissen aus, die eine der wichtigsten Gütergruppen für die Binnenschifffahrt darstellen. Gebremst wurde die Entwicklung auch durch das im Herbst auf dem Rhein eingetretene mehrwöchige Niedrigwasser, bei dem Schiffe nicht oder nicht mit voller Auslastung fahren konnten. Das Vor-Corona-Niveau konnte noch nicht wieder erreicht werden.
Europäischer Schienengüterverkehrsmarkt
Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie ging die Verkehrsleistung im europäischen Schienengüterverkehr (EU 27, Schweiz, Norwegen und Vereinigtes Königreich) im Vorjahr stark zurück. Demgegenüber hat sich der europäische Schienengüterverkehrsmarkt 2021 wieder sehr positiv entwickelt und dabei annähernd wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Gründe für die positive Entwicklung sind die Erholung der Industrieproduktion und des Handels sowie Basiseffekte nach den starken Rückgängen im Vorjahr. V.a. der 2020 stark belastete Montanbereich und auch der Kombinierte Verkehr entwickelten sich 2021 sehr dynamisch. Die Erholung im internationalen Handel stützte v.a. das Wachstum auf den europäischen Korridoren zu den Nordseehäfen Antwerpen, Rotterdam und Hamburg, den Südhäfen sowie auf der eurasischen Achse.
INTERNATIONALE GÜTERVERKEHRS- UND LOGISTIKMÄRKTE / in % | Wachstumsrate | |
2021 | 2020 | |
Europäischer Schienengüterverkehr (Basis tkm) | +7,2 | –6,9 |
Die Daten entsprechen den per Februar 2022 verfügbaren Erkenntnissen und Einschätzungen.
Die positive Entwicklung spiegelt sich auch in den für DB Cargo wichtigen Märkten Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich und Polen wider. Wie DB Cargo konnten alle anderen großen Bahnen in Europa ihre Verkehrsleistung kräftig steigern.