Klimaresilienz
Im jährlich von German Watch veröffentlichten Globalen Klima-Risiko-Index (KRI) belegte Deutschland weltweit Platz 18. Dies bezieht sich auf den Zeitraum 2000 bis 2019, in dem Deutschland von Wetterextremen deutlich stärker betroffen war als die meisten anderen Länder. Als Infrastrukturbetreiber sind wir von den Auswirkungen des Klimawandels in unserem Kerngeschäft, der Eisenbahn in Deutschland, mehr als jedes andere große Unternehmen in Deutschland betroffen. Dies belegte die erste von uns beauftragte Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) von 2018.
Auch 2021 waren wir mit mehreren Extremwetterereignissen konfrontiert. Neben dem Wintersturm Tristan im Februar haben v.a. die Hochwasser im Sommer in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die Betroffenheit des Schienenverkehrs von physischen Klimarisiken verdeutlicht.
Analyse von Klimaszenarien
2021 haben wir die Ergebnisse einer von uns erneut beauftragten Studie des PIK erhalten. Diesmal untersuchte das Institut die klimatischen Veränderungen bis 2060 anhand von zwei Klimaszenarien des Weltklimarats (Best- und Worst-Case). Das Ergebnis: deutlich mehr Hitzetage und weniger harte Winter sowie zunehmende Wetterextreme wie Starkregen und Hagel. Die aktuelle Studie weist erstmals detaillierte Prognosen zu klimatischen Besonderheiten für 34 einzelne Verkehrsregionen des DB-Konzerns in Deutschland aus. Diese klimatologischen Aussagen bilden eine wichtige Grundlage für die strategische Weiterentwicklung unseres Klimaresilienzmanagements, mit der die Widerstandsfähigkeit gegenüber Wetterextremen weiter erhöht werden soll.
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel
Vor dem Hintergrund der erwarteten zukünftigen Entwicklung von Wetterextremen sowie des gleichzeitigen Ausbaus des Schienenverkehrs in Deutschland setzen wir diverse Maßnahmen um, um die Folgen des Klimawandels abzumildern:
- Neu angeschaffte Züge bei DB Fernverkehr sind auf ein stabiles Raumklima auch im hohen Temperaturbereich ausgelegt, die Klimaanlagen des ICE 4 sogar für Temperaturen bis 45 °C und stellen so genügend Kälteleistung für komfortables Reisen zur Verfügung. Die Anlagen prüfen wir mindestens alle sechs Monate. Um die Stabilität der Klimaanlagen in unseren Fernverkehrszügen zu gewährleisten, wenden wir jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag auf.
- Bei der DB Netz AG befasst sich die Abteilung »Naturgefahrenmanagement« mit Extremwettereignissen und Klimafolgenanpassung, um negative Auswirkungen auf die Schieneninfrastruktur auf ein Minimum zu reduzieren. Das Naturgefahrenmanagement hat drei Kernaufgaben identifiziert und integriert schwerpunktmäßig das Wintermanagement, das Vegetationsmanagement zur Sturmprävention sowie die Hitzeprävention. Die rechtzeitige Inspektion aller 6.300 Heizanlagen für die 49.000 Weichen mit Weichenheizung und die frühzeitige Bereitstellung von Räum- und Sicherungspersonal sind wichtige Bausteine in der Winterstrategie. In Reaktion auf den Sturm Tristan im Februar 2021 wurden zusätzliche Verbesserungspotenziale bei winterlichen Extremereignissen identifiziert.
- Für eine vorausschauende Hitzeprävention werden neue Klimaanlagen für die hitzesensible Leit- und Sicherungstechnik installiert, Temperatursensoren an besonders relevanten Stellen installiert sowie neue Bauteile und Gebäude bereits auf höhere Temperaturen ausgelegt. Aber auch im Bestand sind wir aktiv und setzen zusätzlich auf neue Methoden, Werkstoffe und Erkenntnisse – z.B. auf Phasenwechselmaterialien oder thermisch optimierte Anstriche aus der Weltraumforschung.
- Ein weiterer Fokus liegt auf der Sturmprävention und dem Vegetationsmanagement am Gleis, für die von 2021 bis 2025 durchschnittlich pro Jahr 150 Mio.€ zur Verfügung stehen. Das Vegetationsmanagement wird stetig weiterentwickelt.