Dr. Richard Lutz
Vorstands­vor­sitzender
der Deutschen Bahn AG

Vorwort des
Vorstandsvorsitzenden

Liebe Leser:innen,

das Jahr 2023 markiert eine Zeitenwende für die Eisenbahn in Deutschland: Gemeinsam mit dem Bund haben wir einen klaren Fahrplan für das größte und umfassendste Infrastrukturprogramm der Konzerngeschichte beschlossen. Wir fahren die Eisenbahninfrastruktur nicht mehr auf Verschleiß, sondern sanieren und modernisieren sie von Grund auf. Der Bund wird uns deutlich mehr Mittel zur Verfügung stellen. Damit schaffen wir die Voraussetzungen für mehr Qualität, mehr Stabilität und weiteres Wachstum des klimafreundlichen Schienenverkehrs.

»2023 markiert eine
Zeitenwende für die
Eisenbahn in Deutschland.«

Die betriebliche Situation im vergangenen Jahr hat es uns und unseren Kund:innen schmerzhaft vor Augen geführt: Die Infrastruktur ist zu voll, zu alt und damit zu störanfällig. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr lag im vergangenen Jahr mit 64 Prozent weit hinter unseren Ansprüchen. Ein Grund ist die hohe Bautätigkeit: Im Jahresdurchschnitt fuhr fast jeder zweite Fernverkehrszug durch mindestens eine Baustelle. Wir haben so viele Schwellen getauscht wie niemals zuvor.

Zum Bauen auf Rekordniveau gibt es keine Alternative, wollen wir einen weiteren Verfall der Infrastruktur verhindern. Deshalb haben wir in 2023 nicht gezögert und sind in Absprache mit dem Bund massiv in Vorleistung gegangen, haben gebaut, ausgebessert und repariert. Das operative Ergebnis in unserem Kerngeschäft ist neben höheren Energie- und Personalkosten zu einem großen Teil auf diesen zusätzlichen Aufwand für die Infrastruktur zurückzuführen. Unser EBIT lag im vergangenen Jahr bei minus einer Milliarde Euro.

»Zum Bauen auf
Rekordniveau gibt es keine
Alternative.«

Gleichzeitig ist die Nachfrage ungebrochen: Erstmals lagen wir im Fernverkehr 2023 bei der Verkehrsleistung über dem Vor-Corona-Niveau. Mit dem Fahrplanwechsel haben wir so viele neue Verbindungen zusätzlich angeboten wie seit 20 Jahren nicht mehr. Im Regionalverkehr verzeichnen wir ein Plus von neun Prozent bei der Verkehrsleistung, vor allem dank des Deutschland-Tickets. Insgesamt waren 2023 mehr als 1,8 Milliarden Fahrgäste mit uns auf der Schiene unterwegs – das ist ein Plus von über fünf Prozent gegenüber 2022.

Wir haben vor über vier Jahren unsere Strategie für eine starke Schiene in Deutschland aufgesetzt, mit dem Ziel, die klima- und verkehrspolitischen Ziele des Bundes zu erreichen. Auch 2023 haben wir Fortschritte bei der Umsetzung gemacht.

Unsere Fernverkehrsflotte ist heute so groß und so modern wie niemals zuvor. 2023 war ein absolutes Rekordjahr: Drei neue ICE haben wir durchschnittlich pro Monat für unsere Kund:innen in Betrieb genommen. Mit der Einführung einer neuen Vertriebs-IT hat auch der DB Navigator viele neue Funktionen erhalten. In Rekordzeit haben wir in Cottbus das modernste ICE-Werk gebaut und Anfang Januar 2024 eröffnet.

Auch bei der grünen Transformation geht es voran, zum Beispiel beim Einsatz des Biokraftstoffs HVO, der klimafreundlich aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt wird. Knapp 14 Millionen Liter waren es 2023 und damit 11 Millionen Liter mehr als im Vorjahr. Unser Ziel ist klar: Klimaneutralität bis 2040. Wir bekennen uns zu nachhaltiger und verantwortungsvoller Unternehmensführung und den Prinzipien des UN Global Compact.

Mit viel Schwung sind wir in das Jahr 2024 gestartet. Gemeinsam mit dem Bund und im Schulterschluss mit Branche und Bauindustrie packen wir an für eine bessere Bahn. Am 1. Januar 2024 haben wir gemeinsam mit dem Bund die gemeinwohlorientierte Gesellschaft für die Infrastruktur – die DB InfraGO AG – an den Start gebracht. Damit haben wir als Teil des integrierten Konzerns die ideale Struktur geschaffen, um die Sanierung der Infrastruktur flächendeckend anzugehen.

Wir haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: die Generalsanierung von insgesamt rund 40 Streckenabschnitten im hochbelasteten Netz bis 2030. Den Anfang macht die Riedbahn, die Strecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim. Ab Mitte Juli 2024 werden wir innerhalb von fünf Monaten ein niemals zuvor da gewesenes Bauvolumen ins Gleis bringen und aus einem notorisch störanfälligen Stück Infrastruktur einen Stabilitätsanker für das Eisenbahnsystem in Deutschland machen. Bei vorbereitenden Arbeiten im Januar 2024 hat sich gezeigt: Das Konzept funktioniert.

Bei unserer Güterverkehrstochter treiben wir die Transformation weiter voran. Wir stellen DB Cargo wettbewerbsfähig auf, um mehr Güter auf die Schiene zu holen und langfristig seine Zukunft und damit Arbeitsplätze zu sichern. Wir modernisieren und digitalisieren den gesamten Konzern, bauen Doppelstrukturen ab und werden robuster. Um unsere ehrgeizigen Wachstumsziele zu erreichen, müssen wir angesichts des Fachkräftemangels künftig effizienter werden.

»Klar ist: Die Schiene ist
unverzichtbar für eine
nachhaltige Transformation
Deutschlands.«

Klar ist: Die Schiene ist unverzichtbar für eine nachhaltige Transformation Deutschlands. Unsere Kolleginnen und Kollegen arbeiten jeden Tag aufs Neue daran, die Schieneninfrastruktur fit für die Zukunft zu machen. Dem gebührt unser Respekt und unser Dank. Denn hier geht es um einen Marathon und keinen Sprint.

Eisenbahn ist mehr als Mobilität und Logistik von A nach B. Sie ist untrennbar mit der gesellschaftlichen Entwicklung – mit Wohlstand und Fortschritt – verbunden. Deutschland befindet sich mitten im Wandel hin zu einem moderneren, digitaleren und nachhaltigeren Land. Als Deutsche Bahn nehmen wir unseren gesellschaftlichen Auftrag ernst: Gemeinsam mit Wirtschaft und Politik wollen wir einen Beitrag dazu leisten, unser Land zukunftssicher zu machen – mit Mut und Zuversicht.

Deutschland braucht eine starke Schiene: Für das Klima. Für die Menschen. Für die Wirtschaft. Für Europa.

Herzlichst

Richard Lutz

Dr. Richard Lutz
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG

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