ESG-Risiken
Risiken aus den Bereichen Umwelt (Environment), Soziales (Social) oder Unternehmensführung (Governance) können die Vermögens-, Finanz- oder Ertragslage erheblich beeinflussen. ESG-Risiken wirken sich auf verschiedene Bereiche der im DB-Konzern etablierten Risikokategorien aus und werden von den entsprechenden Bereichen erfasst und gesteurt.
ESG-Faktoren sind zu einem wichtigen Faktor im Wettbewerb sowohl im Vergleich der Verkehrsträger als auch innerhalb von Branchen wie im Speditions- und Logistikgeschäft geworden. Im Falle einer zu langsamen Transformation droht der Verlust des Wettbewerbsvorteils oder der Wettbewerbsfähigkeit. Sowohl der Systemverbund Bahn als auch DB Schenker arbeiten daher an umfangreichen Transformationsprogrammen.
Aus einer führenden Rolle im Bereich ESG bieten sich gleichzeitig auch umfangreiche Chancen für den DB-Konzern, bspw. aus den klimabezogenen Vorteilen des Schienenverkehrs im Verkehrsträgervergleich, wie in der Strategie Starke Schiene verankert, oder aus Wettbewerbsvorteilen und Wachstumschancen, die sich aus nachhaltigeren Logistiklösungen ergeben können.
Umweltmanagement
Ein elementarer Bestandteil des konzernweiten Umweltmanagementsystems nach DIN ISO ist eine Chancen- und Risikobetrachtung. Sie ist Ausgangspunkt für die umweltbezogene Risikovorsorge des DB-Konzerns. Seit 2023 wird das Prinzip der Vorsorge durch das Risikomanagement der Sorgfaltspflichten entlang unserer Lieferketten ergänzt. Gleichzeitig ist es unserer Strategie ureigen, schonend mit den (natürlichen) Ressourcen unseres Wirtschaftens umzugehen (Ressourcenschutzziele).
Klimabedingte Chancen und Risiken
Klimabedingte transitorische Chancen und Risiken, die sich aus dem Übergang zu einer dekarbonisierten Wirtschaft ergeben, und Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, werden in unserem RMS erfasst und bei Überschreiten bestimmter Schwellenwerte und Eintrittswahrscheinlichkeiten in den betroffenen Risikokategorien ausgewiesen. Klimarisiken werden im Rahmen des RMS und unserer Mittelfristplanung wie andere Risiken behandelt.
Durch den Einsatz von Szenarioanalysen wie z. B. im Rahmen der PIK-Studie und der strategischen Weiterentwicklung eines Klimaresilienzmanagements ist der DB-Konzern auf dem Weg zu einem vorausschauenden Management von akuten sowie chronischen physischen klimawandelbedingten Risiken. 2021 hatten wir eine weitere externe Studie beauftragt, die physische und transitorische Risiken gem. den TCFD-Empfehlungen in einer ersten Impact-Analyse auf die Aktivitäten des DB-Konzerns für zwei Extremszenarien identifiziert hat. Das Ergebnis zeigt u. a., dass transitorische Risiken aus den Kategorien Politik, Markt und Technologie gem. der TCFD-Kategorisierung als relevant für den DB-Konzern einzustufen sind. Im Folgenden zeigen wir Beispiele für klimabedingte Chancen und Risiken gem. der TCFD-Einteilung in transitorisch und physisch, die kurz-, mittel- und langfristig sind.
Mit der grünen Transformation des DB-Konzerns, ihrer Verankerung in der Strategie Starke Schiene und durch eine Verkehrsverlagerung hin zum klimafreundlichen Schienenverkehr leisten wir einen zentralen Beitrag zur Erreichung der deutschen und europäischen Klimaschutzziele. Gleichzeitig bestehen aber auch eine erhöhte Anfälligkeit für Wetterextreme und ein erhöhter Energiebedarf, der für uns wiederum ein Energiepreis- und Beschaffungsrisiko darstellt. Den Personen- und Güterverkehr durch Maßnahmen wie z. B. den Einsatz erneuerbarer Energien und alternativer Antriebskonzepte klimafreundlich durchzuführen oder durch ein robustes Klimaresilienzmanagement zu unterstützen, kann für uns u. a. einen Reputationsgewinn bei unseren Kund:innen bedeuten. Mit unseren Maßnahmen für den Klimaschutz zielen wir darauf ab, die von uns verursachten Treibhausgase zu reduzieren, bis 2040 klimaneutral zu werden und das Klimaschutzziel des Bundes im Verkehrssektor abzusichern. Zur Erreichung der staatlichen Klimaschutzziele erlässt der Bund notwendige Regulierungen. Diese sind häufig mittelfristig und bergen für den DB-Konzern v. a. im Schienenverkehr Chancen, wie z. B. durch die dauerhafte Mehrwertsteuerabsenkung für Fernverkehrstickets. Auch die Einführung des Deutschland-Tickets lässt bereits positive Effekte auf die Verkehrsverlagerung vom Auto hin zur Bahn erkennen. Allerdings können einzelne Umweltregulierungsmaßnahmen auch negative Auswirkungen auf unsere Aktivitäten entfalten. Der durch das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) eingeführte CO₂-Preis stellt für uns bspw. Chance und Risiko zugleich dar:
- eine Chance im Verkehrsmittelvergleich, da er fossil betriebene Verkehrsmittel teurer und damit Bahnfahren attraktiver macht,
- ein Risiko im Einkauf, da wir einer der größten Energieverbraucher Deutschlands sind und noch dieselbetriebene Fahrzeuge im Betrieb haben.
Um den Risiken entgegenzuwirken, treiben wir den Ausstieg aus fossilen Kraftstoffen voran. Dabei können Technologieentwicklungen hin zu anderen klimafreundlichen Mobilitätsangeboten abseits des Schienenverkehrs aber auch ein Risiko für uns darstellen.
Extremwettereignisse, die sich aus dem Klimawandel ergeben, stellen ein akutes physisches Risiko für den DB-Konzern dar, das wir seit 2021 noch detaillierter in unserem Risikokatalog erfassen und dem wir mit Resilienzmaßnahmen begegnen. Dabei sind diese Risiken gleichzeitig kurz- und langfristig, denn beim Eintreten sind sie kurzfristiger Natur, aber durch ihr klimawandelbedingt häufigeres Auftreten müssen wir sie langfristig berücksichtigen. Auch im Rahmen unseres konzernweiten Business-Continuity-Managements zur Sicherstellung der Fortführung kritischer Geschäftsprozesse in Schadensfällen befassen wir uns mit physischen Klimarisiken. Die Folgen des Klimawandels treffen unser Kerngeschäft. Extremwetterbedingte Schäden an unserer Infrastruktur können zu Umsatzeinbußen und Pönalen führen. Zudem machen sie zusätzliche Ausgaben und Investitionen für Schadensbeseitigung und präventive Maßnahmen erforderlich. Neben der Infrastruktur können auch Schienen- und Straßenfahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen werden. In den vergangenen Jahren haben akute physische Risiken mit Auswirkungen auf die betrieblichen Abläufe und die Pünktlichkeit deutlich zugenommen. Diese werden von uns deshalb konsequent überwacht und durch das Konzernrisikomanagement erfasst. Die Bedeutung von präventiven Vegetationsarbeiten und gleisnahen Sicherungsarbeiten für eine reibungslose Betriebsdurchführung hat in dem Zusammenhang stark zugenommen. Mögliche finanzielle Auswirkungen von Extremwetterereignissen werden im RMS bzw. in der Mittelfristplanung berücksichtigt. Um akute physische Risiken zu reduzieren, hat der DB-Konzern seine Aufwendungen für Vegetationsmaßnahmen seit 2014 von 100 Mio. € auf rund 150 Mio. € pro Jahr erhöht. Wir nutzen z. B. Satellitentechnologie, um Baumbestände flächendeckend zu erfassen und zu vermessen. In Kombination mit der fachlichen Einschätzung vor Ort und den betrieblichen Rahmenbedingungen werden so Vegetationsmaßnahmen priorisiert. Hierdurch wird sichergestellt, dass Bäume mit dem höchsten Risikopotenzial zuerst bearbeitet werden. Wir setzen uns ebenfalls mit chronischen physischen Risiken wie z. B. steigenden Temperaturen auseinander, die erhöhte Anforderungen an unsere betrieblichen Abläufe, Fahrzeuge, Gebäude und unsere Infrastruktur stellen.
Personal
Für die Umsetzung der Strategie Starke Schiene sind wir auf eine adäquate Ausstattung mit qualifizierten Fachkräften angewiesen. Der DB-Konzern hat einen hohen jährlichen Neueinstellungsbedarf. Dieser wird verstärkt durch das altersbedingte Ausscheiden zahlreicher Mitarbeitender sowie durch das tariflich vereinbarte Wahlmodell zur Arbeitszeit.
Tarifverhandlungen bergen Risiken im Zusammenhang mit Arbeitskampfmaßnahmen und außerplanmäßigen Tarifsteigerungen.
Der Fachkräftemangel, verstärkt durch den demografischen Wandel, ist ein Kernrisiko für unser Geschäft. Es wird immer schwieriger und aufwendiger, offene Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Daraus wiederum resultieren Risiken wie eine niedrige Personaldeckung zur Absicherung des laufenden Geschäfts sowie langfristig auch Wissensverlust, insbesondere bei bahnspezifischen Berufen.
Diesen Risiken wirken wir insbesondere durch Weiterentwicklung unserer Beschäftigungsbedingungen entgegen. Sie erhöhen die Bindung unserer aktuellen Mitarbeitenden und signalisieren unsere Attraktivität als Arbeitgeber im umkämpften Arbeitsmarkt. Gleichzeitig arbeiten wir kontinuierlich daran, uns als DB-Konzern schlagkräftiger aufzustellen: »Gemeinsam stark« heißt das Konzernprogramm, in dem Effizienz- und Effektivitätshebel (Weglassen, Vereinfachen, Standardisieren, Automatisieren und Digitalisieren) angegangen werden.
Durch die Weiterentwicklung unserer Lerninfrastruktur im Sinne eines offenen, konzernweiten Lernökosystems, den Ausbau und die Digitalisierung der Qualifizierungskapazitäten, die Neugestaltung von Ausbildung und Funktionsausbildung (Umschulung) und die Maßnahmen zur strategischen Nachfolgeplanung sorgen wir für ein nachhaltiges und effektives Wissensmanagement und wirken dem Risiko eines Wissensverlusts entgegen.
Zur erfolgreichen Umsetzung der Strategie Starke Schiene sind die grüne Transformation des DB-Konzerns und der Ausbau der Digitalisierung erfolgskritisch. Die Kompetenzen, Qualifizierungen und Spezialisierungen, die wir brauchen, rechtzeitig und in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung zu stellen, ist eine Herausforderung, der wir durch die Weiterentwicklung unseres Strategischen Workforce Managements und unseres Foresight-Ansatzes »Lab1-Berufe der Zukunft« entgegenwirken. Hieraus leiten wir frühzeitig Implikationen für Rekrutierung, Nachführung und Qualifizierung ab.
Eine wichtige Herausforderung ist hierbei, die Digitalisierung im engen Schulterschluss mit den Mitarbeitenden und den Stakeholdern zu gestalten. Unser Ziel ist es, allen Mitarbeitenden eine langfristige und nachhaltige Perspektive im DB-Konzern anzubieten.
Entsprechende Maßnahmen für eine inklusive, generationenübergreifende und interkulturelle Zusammenarbeit sowie Rahmenbedingungen zur Angleichung der Teilhabe aller Geschlechter erhöhen die Arbeitgeberattraktivität und vermindern Risiken, die sich aus Veränderungen der Mitarbeitendenstruktur und ungleicher Partizipation der Mitarbeitendengruppen ergeben können. Vom Recruiting über Beschäftigungsbedingungen bis hin zu Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeitende achten wir in jedem Schritt des Employee Life Cycle darauf, alle Mitarbeitendengruppen adäquat zu adressieren und einzubeziehen. Dazu arbeitet unser Diversity-Management eng mit allen relevanten Akteur:innen im DB-Konzern zusammen.
Risiken entstünden auch, wenn wir aufgrund unflexibler Arbeitsweisen nicht schnell genug auf die sich verändernden Anforderungen eines volatilen Marktumfelds reagieren könnten und so auch nicht den Ansprüchen unserer Mitarbeitenden an eine moderne Arbeitswelt entsprechen würden. Dem begegnen wir, indem wir moderne Arbeitswelten im Rahmen zahlreicher Programme, Initiativen und Communitys im DB-Konzern vorantreiben.
Um auch unsere Führungskräfte weiterhin mit den passenden Kompetenzen und Methoden auszustatten, um in modernen, digitalisierten Arbeitswelten erfolgreich zu wirken, entwickeln wir das in der DB Akademie verortete Aus- und Weiterbildungsprogramm für Führungskräfte permanent weiter.
Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Krisen mit unklaren Perspektiven spielt die Personalkostenstruktur eine wichtige Rolle. Daher ist es unser Ziel, mit Blick auf den Arbeitsmarkt und den Verkehrsmarkt wettbewerbsfähige Tarifverträge abzuschließen. Aus dem verstärkten Preisauftrieb ist mit hohem zusätzlichen Druck auf die Tarifentwicklung zu rechnen. Vor diesem Hintergrund versuchen wir, in Verhandlungen mit den Gewerkschaften Tarifverträge abzuschließen, die einerseits die Wertschätzung für die Mitarbeitenden ausdrücken und gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit absichern.