Starke Schiene

Kapazitätsausbau für eine starke Schiene

Der Kapazitätsausbau der Infrastruktur und Flotten stellt eine weitere wesentliche Einflussgröße für unsere Produktqualität und auch für unsere Pünktlichkeit dar.

Ausbau Infrastruktur

Zur Umsetzung der verkehrspolitischen Sektorziele der ­Bundesregierung muss die Netzkapazität deutlich erhöht werden. Die Strategie Starke Schiene sieht für den Personen- und Güterverkehr zusammengenommen eine Steigerung der Betriebsleistung im Netz um rund 350 Mio. Trkm (bezogen auf 2015) und damit um mehr als 30% vor. Das Wachstum wird nach vorliegenden Prognosen überproportional auf den heute schon hochausgelasteten Schienenwegen stattfinden. Parallel zum Ausbau der Infrastruktur besteht die Notwendigkeit, auch in der Ausbauphase eine hohe Zuverlässigkeit und Kapazität des Netzes sicherzustellen. Durch den Kapazitätsausbau des Schienennetzes wird die Grundlage für nachhaltige Verkehre und wirtschaftliche Entwicklung geschaffen. Eine hohe Leistungsfähigkeit und das Wachstum im Netz können nur gemeinsam mit dem Bund erreicht werden. Hierzu besteht ein gesetzlicher Rahmen (z. B. durch die LuFV oder das BSWAG), in dem der DB-Konzern operiert und an dessen Zielvorgaben er gemessen wird. Es findet ein regelmäßiger Austausch mit den wesentlichen Interessengruppen über die Wirksamkeit der Maßnahmen statt. Mögliche Umwelt­einflüsse werden im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben fortlaufend bewertet (z. B. Umwelt-, Arten-, Natur- und Gewässer­schutz) und Präventiv- und Gegenmaßnahmen zur Minimierung der Umwelteinflüsse laufend weiterentwickelt (z. B. Lärmschutz, Ausgleichsflächen). Die Ergebnisse werden kontinuierlich auf Zielerreichung überprüft.

Mit der LuFV III soll die Finanzierung des Bestandsnetzes grundsätzlich gewährleistet werden. Darüber hinaus gibt es für die Steigerung der Kapazität des Schienennetzes drei wesentliche Hebel:

  • Neu- und Ausbau: Die Realisierung von Neu- und Ausbau­maßnahmen ist ein wesentlicher Faktor für zusätzliche Netzkapazität. Hier können wir ein Potenzial von zu­­sätzlich mehr als 180 Mio. Trkm (bezogen auf 2015) und damit die Voraussetzung für Mehrverkehr und für neue An­gebots­konzepte schaffen. Notwendige Projekte hierfür sind im vordringlichen Bedarf des Bedarfsplans des Bundes enthalten und werden sukzessive nach Mittelverfügbarkeit umgesetzt. Zusätzliche Maßnahmen, wie z. B. weitere Ausbauten zur Ermöglichung des Deutschland-Takts oder Streckenausbauten im Zuge des Strukturstärkungsgesetzes, ergänzen diese Vorhaben. Daneben sind auch kleine und mittlere Maßnahmen wie das 740-m-Netz ein wesentlicher Hebel für Robustheit und Wachstum.
  • Digitale Schiene Deutschland (DSD): Mit dem flächendeckenden Ausrollen des europäischen Zugbeeinflussungssystems European Train Control System (ETCS) in Verbindung mit digitalen Stellwerken (DSTW) sowie dem digitalen Bahnbetrieb können wir ein Potenzial von zusätzlichen Trassenkilometern heben – ohne neue Gleise zu bauen. DSD beinhaltet die Fertigstellung laufen­der ETCS-Projekte, die Umsetzung des sog. Starterpakets und den industrialisierten Flächenrollout. Das Programm erhöht – neben der Kapazität – die Zuverlässigkeit, Produktivität und Interoperabilität der Eisenbahn in Deutschland und Europa.
  • Kapazitätsmanagement und kundenfreundliches Bauen: Mit weiteren Zusatzmaßnahmen können wir die Betriebsleistung um weitere 70 Mio. Trkm (bezogen auf 2015) steigern. Ein wesentlicher Baustein hierfür ist ein verbessertes Kapazitätsmanagement. Darunter sind die Koordinierung der Kapazitätssteigerung, das kundenfreundliche Bauen, die verkehrliche Optimierung und die Reduzierung der Störungen zu verstehen. In der LuFV III existiert darüber hinaus erstmalig eine vertragliche Bezuschussung des kapazitätsschonenden Bauens in Form des Zusatzbedarfs »kundenfreundliches Bauen«. Durch diesen Zusatzbedarf wird die Reduzierung der Kapazitätseinschränkungen während stattfindender Baumaßnahmen weiter intensiviert.

Seit Inkrafttreten der LuFV III sind bedingt durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg massive Preissteigerungen zu verzeichnen, die es den EIU unmöglich machen, ihre vertraglichen Verpflichtungen aus der LuFV III vollumfänglich zu erfüllen. Die EIU und der Bund sind aus diesem Grund in Verhandlungen hinsichtlich einer Anpassung der vertrag­lichen Rechte und Pflichten getreten. Zudem haben die EIU 2023 aufgrund der massiven Preissteigerungen und zur Er­­­reichung einer verbesserten Qualität der Infrastruktur zu­­­­sätz­­­liche Eigenmittel für Ersatzinvestitionen und Instandhaltungsleistungen auf Basis einer Unbedenklich­keitserklärung des Bundes verausgabt. Mit der Nachtragsvereinbarung zur LuFV III soll in der Übergangsphase zwischen der LuFV III in der bisherigen Fassung und einer zukünftigen, gänzlich neuen Nachfolgevereinbarung, geplant ab 2025, die Grundlage für eine Finanzierung insbesondere der nachfolgend genannten Maßnahmen geschaffen werden:

  • die Finanzierung von Planungs- und Bauleistungen im Rah­men der Generalsanierung von Hochleistungskorridoren,
  • die zusätzliche (anteilige) Finanzierung von Instandhaltungsleistungen durch Bundesmittel,
  • die Finanzierung von zusätzlichen Ersatzinvestitionen als Folge von Preissteigerungen 2023 und 2024 sowie
  • die Ablösung von 2023 durch die EIU vorfinanzierten Maßnahmen.

Die abschließende Abstimmung mit dem Bund und die damit verbundene parlamentarische Befassung verzögern sich aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 15. No­vember 2023 und sollen nach dem geplanten Inkrafttreten der BSWAG-Novelle sowie des Bundeshaushalts 2024 erfolgen.

Ausbau Flotte und Werke

Für eine starke Schiene investieren wir fortlaufend in die Modernisierung und Neuanschaffung von Zügen. Um dem steigenden Instandhaltungsbedarf der wachsenden Flotte gerecht zu werden, werden bestehende Instandhaltungswerke ausgebaut und in neue Standorte für die betriebsnahe Instandhaltung investiert, um dadurch die Verbesserung von Pünktlichkeit und Qualität der ICE- und Intercity-Züge sicherzustellen.

Neue Standorte, größere Hallen und erweiterte Werkstätten an Bestandsstandorten sowie neue Wartungseinrichtungen an dezentralen Stützpunkten sorgen dafür, dass die Züge künftig schneller und besser instand gehalten werden können. Bei der Planung der neuen Standorte ist die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange wie auch der Menschen vor Ort für uns selbstverständlich.

Ergänzend zum Ausbau der Werke optimieren wir unsere Prozesse und nutzen die Chancen der Digitalisierung und Automatisierung auch für die betriebsnahe Instandhaltung.

Neben unseren Werken investieren wir auch in Fahrzeu­ge. 2024 sind 35 ICE-Züge zu unserer Flotte hinzugekommen (inkl. 23 ICE 4). Die letzten zwei ICE 4 der insgesamt 137 bestellten Fahrzeuge werden im ersten Quartal 2024 ausgeliefert.

Ende 2023 waren 16 ICE 3neo im Einsatz. Mit der steigenden Anzahl neuer Fahrzeuge erhöhen wir die Zuverlässigkeit unserer Flotte und schaffen zusätzliche Sitzplatzkapazitäten für Reisende.

Zudem läuft die Modernisierung der ICE-T-Flotte zur Verbesserung der technischen Zuverlässigkeit und für mehr Komfort an Bord. Hierzu zählen bspw. die Verbesserung von Antriebskomponenten zur Verfügbarkeitssteigerung sowie die Umrüstung auf ETCS Baseline 3, um den Einsatz auf entsprechenden Streckennetzen zu ermöglichen.

Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit zwei Herstellern von Januar bis Juli 2023 je ein Fahrzeugkonzept für eine zukünftige Hochgeschwindigkeitsflotte entwickelt. Ende 2023 wurde mit einer neuen Ausschreibung für die Entwicklung, den Bau und die Zulassung die nächste Projektphase auf dem Weg zum Hochgeschwindigkeitsverkehr der Zukunft ein­geläutet. Die neue Zuggeneration soll ab Anfang der 2030er-Jahre zum Einsatz kommen und ist integraler Bestandteil des Deutschland-Takts. Die neue ICE-Generation ersetzt dabei den ICE 1 und ICE 3. Dabei setzen wir auf maxi­mal 400 m lange, mindestens 300 km/h schnelle, einstöckige Züge mit rund 940 Plätzen, die neue Maßstäbe für die Fahrgäste wie auch bei der Energieeffizienz und der technischen Verfügbarkeit setzen sollen.

Mit der Umsetzung der verkehrlichen Ziele der Starken Schiene bei DB Regio wird eine signifikante Erhöhung der Reisendenzahlen angestrebt. Die zusätzliche Nachfrage werden wir sowohl durch eine mittelfristig erhöhte Auslastung der Züge als auch durch einen Kapazitätsausbau der Fahrzeugflotte bedienen. Auch im Regionalverkehr investieren wir (zusammen mit den Aufgabenträgern) weiter in Flotten und Werke. In den nächsten Jahren erfolgen umfangreiche Modernisierungen an den Fahrzeugen der S-Bahnen Berlin, Köln, Rhein-Main und Stuttgart sowie im Regionalverkehr im Netz Nord-Süd (Berlin-Branden­burg) und im E-Netz Oberelbe. Neben einer Verbesserung der technischen Zuverlässigkeit und des Komforts der Fahrzeuge ermöglichen wir dadurch auch eine höhere Auslastung.

Für den Verkehrsvertrag der S-Bahn Hamburg ist mit dem Aufgabenträger bis Ende 2026 eine Erweiterung der Fahrzeugflotte vorgesehen. Ab 2024 werden im Rah­­men von Miet­modellen zudem Neufahrzeuge für die Netze Donau-Isar, Franken-Südthüringen und MoselLux (Mosel/Luxemburg) in Betrieb genommen. Zusätzlich werden ab 2025 in den Pfalznetzen Batterietriebzüge eingesetzt, die lokal emissionsfrei betrieben werden können und damit einen noch klimafreundlicheren Regionalverkehr ermöglichen. Im Rahmen von gewon­nenen Verkehrsverträgen werden zur Bedienung der Mehrleis­tungen weitere ein- oder mehrstöckige Triebzüge beschafft.

Zur Erhöhung der Zugkapazitäten im bestehenden Streckennetz werden Fahrzeuge mit ETCS ausgerüstet. So wurden 2023 bereits erste Fahrzeuge der S-Bahn Stuttgart mit dieser Technik ausgestattet. Ab 2024 folgt dann die Ausrüstung der weiteren Fahrzeuge der S-Bahn Stuttgart sowie der Fahrzeuge der S-Bahn Hamburg.

Zur Erhaltung und Erweiterung der Instandhaltungskapa­­zitäten in den nächsten Jahren wird auch im Regionalverkehr in die Werkstattinfrastruktur investiert. Schwerpunkte bilden hierbei bis 2025 die Werkstätten in Berlin-Lichtenberg, Nürnberg, Tübingen und Ulm. Bis 2030 sind Investitionen an den Standorten Köln, Hof, Kiel und der S-Bahn München geplant.

Die Kommunikation zur Umsetzung der Maßnahmen erfolgt über die üblichen Wege, wie bspw. über Presseinformationen.

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